Die Nacht des Trödels

Hier erzählen Menschen von ihrem Wochenende: Heute ist das Florian Liss, der mit einem Kumpel dem frühen Aufstehen für den Flohmarkt ein Ende bereitet hat. Dafür gibt’s keine Partys am Samstag
von  Laura Kaufmann
Florian Liss (links) und Stefan Schmidl im „Nachtkonsum Büro-Café“: Hier bereiten sie alles für den Samstag vor.
Florian Liss (links) und Stefan Schmidl im „Nachtkonsum Büro-Café“: Hier bereiten sie alles für den Samstag vor. © Sigi Müller

Der 30-jährige Diplomsoziologe veranstaltet mit seinem Nachtkonsum-Partner Stefan Schmidl Flohmarkt-Events

Von Florian Liss

 Freitage sind eher ruhig bei mir, da gehe ich vielleicht essen oder was trinken mit Freunden. So viel bin ich aber nicht in Restaurants, weil Stefan und ich unter der Woche schon jeden Tag in Kikis Genusslokal ein paar Häuser weiter Mittagessen gehen: Allein das Ambiente in der ehemaligen Metzgerei ist super, und sie kocht tolle und günstige Tagesgerichte.

Gastronomie haben wir auch unserem Nachtkonsum-Büro in der Schulstraße. Zwar nicht viel Platz, aber wer will, kann hier auf dem Sofa Kaffee trinken, während wir arbeiten und organisieren. Im Sommer läuft das aber besser, da haben wir eine kleine Terrasse. Freitagabend gehe ich vielleicht mal Currywurst essen im Bergwolf in der Fraunhofer Straße mit Freunden aus dem Glockenbachviertel, und Für Freunde in der Reichenbachstraße ist eine nette Kneipe in der Nähe.

In Clubs gehe ich nicht mehr wirklich, ab und an vielleicht auf ein Holleschek und Schlick Fest. Aber wenn’s ein bisschen mehr Action sein soll, bietet sich zum Beispiel das Café am Hochhaus in der Blumenstraße an. Bei uns in der Elisenstraße haben wir einen tollen Afghanen – das Chopan. Schmeckt sehr gut, ähnlich wie indisch, und der Preis stimmt auch.

Diesen Samstag ist Nachtkonsum in der Tonhalle: Der Flohmarkt, den Stefan und ich organisieren. Als „gallisches Dorf in der Kultfabrik“ hat uns mal jemand bezeichnet – Da kommen lauter Leute, die sich an einem normalen Partyabend nie auf dem Gelände blicken lassen würden. Mit dem Nachtkonsum sind wir ab elf Uhr vormittags beschäftigt. Plakate aufhängen, um 15 Uhr kommen die Verkäufer und bauen auf. Mittlerweile sind wir drei Wochen im Voraus ausgebucht. Nachrücker bekommen einen Platz zugewiesen und die, die sich als erste Käufer reinschmuggeln wollen, werfen wir wieder raus. Um 17 Uhr ist alles hergerichtet, schön präsentiert und es geht los – später kommt die Band, dieses Mal ist das ein Typ aus England, Spiral M.

Zwischen 19 Uhr und 21 Uhr ist meine liebste Zeit dort. Da kann ich über den Flohmarkt schlendern, als Gast meiner eigenen Veranstaltung. Stefan und ich sind nie die letzten, die gehen. Da ist zum Beispiel immer ein Verkäufer, der jeden einzelnen seiner Überraschungsei-Schlümpfe wieder in Pergamentpapier einschlägt, und das dauert.

Unsere Freunde rechnen samstags nicht mehr mit uns, den ganzen Tag Flohmarkt macht wirklich alle. Einmal habe ich es danach noch auf einen Geburtstag geschafft – da war der quasi schon vorbei. Sonntags hole ich mir zum Frühstück vom Café Rotkreuzplatz eine Kürbiskern-Käsesemmel und eine mit Putenbrust, damit gehe ich in unser Büro, mache mir ein Müsli, ein Ei und einen Orangensaft dazu.

Manchmal kommen später Freunde vorbei, wir machen hier Privat-Café und spielen Backgammon. Abends freue ich mich auf den Tatort, oder ich sitze im Zug Richtung Düsseldorf – wir organisieren auch Nachtflohmärkte in Köln. Und in Düsseldorf wohnt meine Freundin.

 

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