Die Münchner Tropfsteinhöhlen
MÜNCHEN - „Sickerwasser“ – so nennt die Bahn das, was sich in den Münchner Bahnhöfen in Pfützen sammelt. Und es gibt weitere Ärgernisse für die Fahrgäste. Es geht um Dreck, Gestank und Rutschgefahr
Es liegt Schnee in der Stadt. Und es tropft, nicht nur von Hausdächern. Sondern auch in den Bahnhöfen der Innenstadt. Auf den Bahnsteigen stehen Kübel, Eimer, Pötte. Sie sollen auffangen, was von oben als Schmelzwasser durch die Decke rinnt. Und das ist nicht wenig. Fahrgäste spotten über Tropfsteinhöhlen – und bekommen zudem schimmelige Wände und verdreckte Fußböden zu sehen. Die aktuelle Lage.
NÄSSE
Auf dem Bahnsteig am Marienplatz plätschert am Mittwochmorgen ein Rinnsal von der Decke, auf dem Bahnsteig bildet sich eine große Pfütze. Es herrscht Rutschgefahr; ein Gefäß, um die Brühe aufzufangen, fehlt. Die Bahn spricht von „Sickerwasser“ – und lässt immerhin einige Stunden später einen Eimer aufstellen.
Unschöne Szenen auch am Stachus: Am Bahnsteig ist eine Plane gespannt, die Schmelzwasser von der Decke auffängt und in eine Tonne leitet. Wie am Marienplatz ist eine undichte Stelle laut Bahn noch nicht gefunden.
Anders am Hauptbahnhof, wo geschmolzener Schnee durchs Glasdach getropft ist. Nach dem ersten Platscher Anfang Dezember wurde das Glasdach „provisorisch“ abgedichtet, wie ein Bahnsprecher sagt. „Wir hoffen, dass es für den Rest des Winters hält.“ Erst im Frühjahr könne das Leck geschlossen werden.
Der Bahnsprecher weiter: „Das Ganze ist ein Ärgernis, das geht uns genauso wie unseren Fahrgästen. Wir möchten das schnellstmöglich abstellen.“
Nicht viel besser sieht’s bei der U-Bahn aus: Anfang Dezember standen morgens die Züge zwischen Sendlinger Tor und Hauptbahnhof still: Durch Risse in der Tunnelwand war Wasser eingetreten. Inzwischen sei die Stelle „adäquat“ verschlossen, so eine MVG-Sprecherin. „Ein Restbereich“ werde noch „auf weitere Schadstellen“ untersucht: „Sollten welche vorhanden sein, werden diese sukzessive abgearbeitet.“ Das Zwischengeschoss am Hauptbahnhof wollen die Stadtwerke ab 2011 erneuern. Investitionsvolumen: gut 20 Millionen Euro (AZ berichtete). Denn Feuchtigkeit und Streusalzrückstände haben Schäden an der Bausubstanz verursacht.
SCHMUTZ
Schimmel an den Wänden und Urin-Gestank sind leicht wahrnehmbar. „Der U-Bahnhof am Sendlinger Tor ist marode, heruntergekommen und ungepflegt“, schimpft Andreas Nagel von der Aktion Münchner Fahrgäste und regt den Einsatz von Wasser und Putzmittel an: „Auch der U-Bahnhof Frauenhoferstraße strotzt vor Dreck.“
DECKEN UND TREPPEN
Seit zwei Jahren liegen Decken in den S-Bahnhöfen entlang der Stammstrecke blank. Das wird sich nicht so schnell ändern: Hier werden Brandschutzanlagen erneuert.
Am Giesinger U-Bahnaufgang klagen am Mittwoch Fahrgäste über Glatteis! Am Arabellapark rutschen Fahrgäste aus, weil der Aufgang nicht überdacht ist. Und: Der Boden in der Stachus-Passage ist zwar neu, aber rutschig.
Anne Hund