Die Millionen der persischen Kaiserin
Vor genau zehn Jahren starb Soraya. Sie liegt in München auf dem Westfriedhof begraben – und ist heute doch nahezu vergessen. Aber um ihr gewaltiges Erbe wird noch gekämpft
München - Mit 50 Millionen Euro könnte man ein Mausoleum bauen. Doch nur Erika, Gräser, Blätter und Tanne zieren das Grab auf dem Münchner Westfriedhof. Dabei liegt hier in Abschnitt 143 eine Kaiserin: Soraya, ehemalige Ehefrau des persischen Schahs Mohammed Reza Pahlavi.
Genau zehn Jahre ist es am gestrigen Dienstag her gewesen, dass eine Putzfrau die 69-jährige Soraya tot in ihrer Pariser Wohnung gefunden hat. Jetzt scheint die Frau, die in den 50er Jahren als die „Schönste ihrer Zeit” verehrt wurde, vergessen. Niemand hat am Todestag frische Blumen niederlegt. Die einst weißen Kunstrosen vor dem Grabstein haben Flecken, ein Metallherz steckt in der Erde. „Das waren Verehrer, die noch selten vorbeikommen”, sagt eine Mitarbeiterin der Gärtnerei Strobel, die sich seit zehn Jahren um das Grab kümmert. Alle zwei Wochen wird es gepflegt – woher das Geld dafür stammt, will sie nicht sagen.
Doch genau um das Geld geht es: Zwischen 20 und 50 Millionen Euro hat Soraya ihrem Bruder Bijan hinterlassen.
Der starb nur sechs Tage nach der kaiserlichen Prinzessin, wie sie sich nennen durfte. Seitdem kämpft der ehemalige Privatsekretär des Bruders um das Vermögen: Ein gekritzelter Zettel mit Bijans Unterschrift soll ihn als Alleinerbe einsetzten. Die in Iran weit verzweigte Familie von Sorayas Großvater bezweifelt das – und kämpft ihrerseits um das gewaltige Erbe.
Bijan starb vollgepumpt mit Alkohol und Methadon in Paris. Drei medizinische Gutachter vor dem Oberlandesgericht Köln sollen nun entscheiden, ob er kurz vor seinem Tod überhaupt fähig war, ein Testament zu verfassen.
Einen der vermeintlichen Erben aus Isfahan vertritt der Münchner Anwalt Hartwig Urbansky: „Wann das Verfahren weitergeht, wissen wir nicht. Der Streit könnte aber noch bis zu drei Jahre dauern.”
Über Jahre kannte auch der Münchner Adels-Experte Norbert Loh Soraya: „Sie war oft und gerne in München bei ihrer aus Berlin stammenden Mutter in der Nymphenburger Straße.” In „Kay’s Bistro” habe sie oft Silvester gefeiert, ging in Biergärten und Bars.
Trotz zahlreicher Affären – etwa mit Aristoteles Onassis, Gunter Sachs, Maximilian Schell – blieb sie eine Frau mit gebrochenem Herzen. Vor allem der Alltag als Nicht-Kaiserin machte ihr zu schaffen. „Hier sind alle Ampeln rot, in Persien wurden sie für mich immer auf Grün gestellt”, habe sie Loh einmal erzählt. Auch gegen Glastüren soll sie öfters gelaufen sein, einfach weil sie es nicht gewöhnt war, dass eine Tür ihr nicht geöffnet wurde. Ein herber Abstieg, wie Soraya selbst glaubte: „Man hat mir buchstäblich den roten Teppich unter den Füßen weggezogen.”
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