Die Millionarios machen sich rar
MÜNCHEN - Beim Auftakt zur Edel-Messe für Superreiche in Riem läuft zum Auftakt noch nicht alles rund – die Abendzeitung hat sich vor Ort mal umgesehen, was es dort - das nötige Kleingeld vorausgesetzt - alles zu kaufen gibt.
Die Millionäre sind rar. Oder sie haben sich als Anzugträger getarnt und sehen plötzlich alle aus wie Vertreter. Pelz trägt an diesem Freitagnachmittag nur der ausgestopfte Tiger am Edel-Ethno-Stand vor der Ausstellungshalle. Nach den Luxus-Artikeln erkundigen sich vor allem neugierige Journalisten. Wer am Tag zwei der Millionaire Fair glaubt, einen Blick auf Champagner schlürfende Superreiche zu erhaschen, wird bitter enttäuscht.
Schleppende Premiere
Die Premiere in München scheint, nach Besucherrekorden in Amsterdam, Moskau und Shanghai, nicht recht gelingen zu wollen. Die Prominenten aus Film- und Fernsehen, Schauspieler, Industriebosse, Modedesigner und Spitzensportler, die im Messe-Prospekt versprochen wurden, haben sind wohl gerade anderweitig beschäftigt.
Lediglich Oliver Pocher rauscht über den roten Teppich, eine Meute Kameramänner im Schlepptau. Der Comedian hat sich proll-mäßig aufgehübscht, trägt Schlangenlederstiefel und spielt einen Zuhälter. „Ich brauch ’nen Wohnwagen für meine Mädels“, überfällt er einen Verkäufer von Luxus-Wohnmobilen. Der stottert verlegen: „Ja, wir hätten da auch welche mit Bad.“
Bulgari sucht man vergeblich
Auch viele Edel-Marken wie Christ oder Bulgari sucht man auf der Münchner Messe vergeblich. Vielleicht, wie ein Besucher spekuliert, weil man in Zeiten der Finanzkrise nicht protzen möchte. Vielleicht, weil mittlerweile weltweit 1,4Milliarden Menschen als arm gelten. „Wenn es allen schlecht geht, bekommt etwas wie die Millionaire Fair schnell einen Hautgout“, findet der Medien-Berater.
Eine Messebesucherin im schicken hellbraunen Designerkostüm will ihren Namen dann auch nicht in der Zeitung lesen. Sie ist von Augsburg nach München gefahren, doch vergebens: „Mit dem Schmuck hier kann man keinen hinter dem Ofen vorlocken. Das gibt es alles auch in der Münchner Maximilianstraße“, sagt die Dame und fügt hinzu: „In Marbella wird mehr geboten.“ Dass sie die Millionärs-Messe besuchen wollte, hat sie niemandem erzählt, sondern einen Friseurtermin vorgeschoben.
20000 Besucher wollen die Verantwortlichen bis Sonntag aufs Messe-Gelände locken – für 39 Euro Eintritt. Ob das gelingt? Falls Sie verhindert sind, stellen wir Ihnen hier die interessantesten Produkte vor:
Natalie Kettinger
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- Oliver Pocher