Die Milliarden-Weihnacht
MÜNCHEN - 2 000 000 000 Euro werden die Münchner im November und Dezember für Weihnachtsgeschenke ausgeben, in ganz Bayern sollen es rund 15 Milliarden sein. Das hofft zumindest der Einzelhandel. Schon jetzt zeigt sich: Am meisten geben Kunden für Unterhaltung aus - und Geschirr.
Weihnachten ist jedes Jahr ein Milliardengeschäft. 20 Prozent ihres Jahresumsatzes machen die bayerischen Geschäfte jedes Jahr mit der winterlichen Kauflust der Bürger. Auch heuer soll Weihnachten wieder zum Turbo für die Händler werden – ein Fest vorm Fest. Gerade die Spielzeughersteller sind darauf angewiesen. Sie machen schließlich 40 Prozent ihres Umsatzes am Jahresende.
Der Advent soll das schwache Jahr gut enden lassen
„Das Weihnachtsgeschäft entscheidet über Wohl und Wehe der Branche“, sagt der Präsident des Landesverbands des Bayerischen Einzelhandels (LBE), Michael Krines. Gerade zu Beginn des Jahres lief es in vielen Branchen schlecht. Der Advent soll's wieder reißen.
Die heiße Phase beginnt für alle Händler am 29. November, dem ersten Advent. „Das ist der echte Höhepunkt“, sagt LBE-Sprecher Bernd Ohlmann, „es wird richtig abgehen.“ Dann eröffnen die Weihnachtsmärkte, vielleicht fällt Schnee und bringt die Münchner in Weinachtslaune. Genauso wichtig wird der letzte Adventssamstag: Der brachte schon im vergangenen Jahr den größten Umsatz – Spätkäufer eben.
Nach Weihnachten ist vor Weihnachten
Doch auch nach dem 24. Dezember geht das Fest der Liebe für den Handel weiter. Der Grund: „Ein Viertel aller Geschenke sind Bargeld oder Gutscheine“, sagt Ohlmann. „Die Leute lösen sie nach den Festtagen ein, das geht bis Heilig Drei König.“
Dabei zeigt sich: Die Münchner geizen nicht vorm Fest. Die Kauflust ist trotz der Finanzkrise ungebrochen, sagt Michael Krines. Er erwartet zwar keine Wunder, aber immerhin ein „passables" Geschäft.„Die Umsätze sind stabil, wenn auch auf recht bescheidenem Niveau. Von einem Käuferstreik kann keine Rede sein.“
Die Kunden kaufen und kaufen - aus Gefühl
Der Grund: Die Benzinpreise sinken, der Arbeitsmarkt ist stabil und die Preise sind gefallen. Die Finanzkrise löst laut Krines aber auch eine Trotzreaktion bei den Käufern aus: „Die Erfahrung zeigt, dass sich die Verbraucher gerade in so genannten Krisenzeiten eher mal etwas gönnen und manchmal dafür auch tiefer in den Geldbeutel greifen.“ Krines nennt das die „emotionale Komponente“.
Die beliebtesten Geschenke: Hifi, Handy, Porzellan
Und die zeigt Wirkung: Trotz Finanzkrise und drohender Rezession kaufen die Münchner schon jetzt munter ein: Männer besorgen zum Beispiel teure Spielzeuge wie Handys, Digitalkameras, Navigationsgeräte und Flachbildfernseher. Immmer mehr entdecken beim Einkaufsbummel das Kind in sich und stürzen sich auf Spielzeug – natürlich für Große: Brettspiele, Modelleisenbahnen mit elektronischen Funktionen oder kleine ferngesteuerte Helikopter. „Das macht ein Viertel des Spielzeugumsatzes aus“, sagt LBE-Sprecher Bernd Ohlmann.
Weiterhein beliebt sind die Weihnachtsklassiker: Parfüms, Wintersportartikel und -Bekleidung sowie Schmuck oder edle Dessous. In diesem Jahr lebt auch ein längst vergessenes Produkt wieder auf: teures Porzellan. Auch edle Bücher laufen gut, sagt Ohlmann. „Selbst wenn dieses Jahr kein neuer Harry-Potter-Band in den Regalen liegt.“
T. Gautier