Die Luxus-Vorstadt

In München steigen die Immobilienpreise trotz Finanzkrise – richtig begehrt ist Oberhaching, dort sind die Preise für Häuser am höchsten
MÜNCHEN Überall sinken und stagnieren die Immobilienpreise – nur in München und in Oberhaching nicht. Münchens Vor-Stadt boomt derart, dass sie laut Herbstbericht des Immobilienverbands Deutschland-Süd (IVD) in der Spitzengruppe selbst Grünwald überholt hat.
Wer in Zeiten der Finanzkrise noch Geld hat, der will jetzt in Immobilien investieren. „Es gibt derzeit bei Maklern verstärkt Nachfragen von Interessenten, die Geld in Immobilien umschichten wollen“, so Stephan Kippes vom IVD. Die Käufer legen auch einen höheren Eigenkapitalanteil auf den Tisch.
Die sinkenden Zinsen sind der zweite Anreiz. Der IVD rechnet: Ein Immobilienkredit über 100000 Euro kostet derzeit über eine Laufzeit von zehn Jahren 4,9 Prozent effektiv. Im Sommer seien es fast 6,0 Prozent gewesen.
Dabei ist der Trend ungebrochen, dass Eigentumswohnungen mehr selbst genutzt als vermietet werden. Es fehlen also in München weiterhin Kapitalanleger, die vermieten.
So klettern mit den in München steigenden Immobilienpreisen auch die Mieten. Dabei legen die Mieter wert auf einen hohen Standard: Vor allem was einen sparsamen Energieverbrauch angeht.
München und Oberhaching sind dabei nach Informationen des IVD in Bayern die beiden Ausreißer. Während überall die Preise fallen oder bestenfalls stagnieren, geht es hier weiter bergauf. Dabei war 2007 für die Immobilienbranche schon „das schlechteste Jahr, das wir je hatten“ (Kippes). Nach den neuen Gewerbeansiedlungen vor den Toren der Stadt ist Oberhaching die neue gute Wohnadresse.
Geldige ziehen nach Oberhaching
Nach Oberhaching ziehen auch die Geldigen: Dort werden die höchsten Preise für freistehende Einfamilienhäuser gezahlt (das teuerste in der IVD-Statistik – sie hat gute Wohnlage als Basis und die Villen ausgenommen): Durchschnittspreis 850000 Euro. Doppelhaushälften in guter Wohnlage: 630000 Euro (für Grünwald macht die IVD kaum Angaben).
Im Vergleich zum Herbst 2007 variierten die Preise in München und Bayern:
Neue Eigentumswohnung: München +1,4 Prozent, bayernweit -1,1 Prozent.
Alte Eigentumswohnung: München +3,8 Prozent, Bayern -1,7 Prozent.
Freistehendes Einfamilienhaus: München +3,5 Prozent, Bayern +1,3 Prozent.
Doppelhaushälfte (alt): München +6,3 Prozent, Bayern -0,4 Prozent.
Reihenmittelhaus (alt): München +3,4 Prozent, Bayern -0,2 Prozent.
Baugrund Geschossbau: München +3,8 Prozent, Bayern -2,7 Prozent.
Baugrund Einfamilienhaus: München +1,5 Prozent, Bayern -1,1 Prozent.
Dabei nehmen die Immobilieninteressenten auch in München nicht alles, beobachtet der IVD: So würden entlang der Arnulfstraße oder am Hirschgarten längst nicht alle Angebote schnell vermarktet.
Teuer ist auch Ingolstadt geworden. Nicht erst, seit dort mit Horst Seehofer der Ministerpräsident wohnt. Obwohl dort dieses Jahr die Bodenpreise gefallen sind, ist dort das Baugrundstück prozentual bayernweit am teuersten. Dort mussten nach den Statistiken des IVD Bauherren 68 Prozent der Baukosten allein für das Grundstück auf bringen. In München 63 Prozent, Nürnberg 62 Prozent, Augsburg 57 Prozent oder Würzburg 54 Prozent.