Die Linke fordert: Fernwärmepreise deckeln

München - Ein weiterer Schock ist Tausenden Münchnern erspart geblieben. Denn anders als geplant, haben die Stadtwerke ihre Preise für Fernwärme zum 1. Juli nicht erhöht. Für Stefan Jagel von der Linken ist das allerdings nur zum Teil eine gute Nachricht und noch lange kein Anlass, aufzuatmen.
Fernwärme ist doppelt so teuer
Denn im Vergleich zum letzten Jahr haben sich die Preise für die Fernwärme mehr als verdoppelt. Um diese Entwicklung dauerhaft zu stoppen, wird der Fraktionschef der Linken im Stadtrat heute den Antrag stellen, dass es eine Deckelung der Fernwärmepreise geben soll.
Denn schon im Oktober könnte es eine neue Preissteigerung geben. Die Stadtwerke wollen darüber noch entscheiden, teilen sie auf Anfrage der AZ mit.
"Nachhaltig, sicher und wirtschaftlich"
Für Tausende Münchner könnte das hohe Nachzahlungen bedeuten. Denn 30 Prozent des Münchner Wärmebedarfs für Heizung und Wasser werden laut der Stadtwerke mit Fernwärme gedeckt.
Es sei "nachhaltig, sicher und wirtschaftlich". Teurer wurde es trotzdem: Um 116 Prozent sind laut SWM die Preise im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Linke geht sogar von 162 Prozent aus.
In anderen Städten ist Fernwärme günstiger
Stefan Jagel hält die Preissteigerung für unverhältnismäßig. Schließlich werde Fernwärme auch durch Geothermie erzeugt - und die sei unabhängig vom teuren Gas- und Ölpreis.
Außerdem sei Fernwärme in anderen Städten wesentlich günstiger: Während in München der aktuelle Verbrauchspreis bei 153,70 Euro pro Megawattstunde liegt, müssen Kunden in Unterhaching nur 76,3 Euro pro Megawattstunde bezahlen und in Unterföhring sogar nur 64,38 Euro pro Megawattstunde. Also nicht einmal die Hälfte.
Jagels Forderungen
Jagel fordert deshalb, dass die Preise auch in München sinken müssen. Er beantragt heute, dass der maximale Verbrauchspreis bei 85 Euro pro Megawattstunde liegen sollte. Außerdem will er, dass die Stadtwerke Preiserhöhungen vor dem Stadtrat begründen müssen. Auch einen Tarif für Münchner mit einem geringen Einkommen will er.
Die Münchner Stadtwerke hingegen halten Vergleiche mit anderen Städten für nicht aussagekräftig, antworten sie auf Anfrage der AZ. Schließlich habe jedes Unternehmen eigene Abnahme- und Erzeugungsstrukturen.
Auch hier machen sich die Gas- und Kohlepreise bemerkbar
Und obwohl die Stadtwerke damit werben, dass Fernwärme "die CO2-neutrale Ökowärme für München" sein soll, wird sie hauptsächlich durch Kohle und Erdgas erzeugt. Der Anteil aus Geothermie und thermischer Verwertung macht laut Stadtwerken nur 15 Prozent aus. Dass Gas und Kohle teurer werden, schlägt sich so auch auf dem Fernwärmepreis nieder. Hinzu kämen die Investitionskosten für die Geothermieanlagen.
Auch für Menschen, die ihre Rechnung nicht bezahlen können, tun die Stadtwerke bereits etwas, schreiben sie. Inzwischen hätten die Stadtwerke einen "Härtefallfonds" von 20 Millionen Euro.