Die Linke fordert: Fernwärmepreise deckeln

Fast ein Drittel der Münchner hat einen Fernwärmeanschluss. Was ihnen helfen soll.
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Fast ein Drittel der Münchner hat einen Fernwärmeanschluss. (Symbolbild)
Fast ein Drittel der Münchner hat einen Fernwärmeanschluss. (Symbolbild) © Peter Kneffel/dpa

München - Ein weiterer Schock ist Tausenden Münchnern erspart geblieben. Denn anders als geplant, haben die Stadtwerke ihre Preise für Fernwärme zum 1. Juli nicht erhöht. Für Stefan Jagel von der Linken ist das allerdings nur zum Teil eine gute Nachricht und noch lange kein Anlass, aufzuatmen.

Fernwärme ist doppelt so teuer

Denn im Vergleich zum letzten Jahr haben sich die Preise für die Fernwärme mehr als verdoppelt. Um diese Entwicklung dauerhaft zu stoppen, wird der Fraktionschef der Linken im Stadtrat heute den Antrag stellen, dass es eine Deckelung der Fernwärmepreise geben soll.

Denn schon im Oktober könnte es eine neue Preissteigerung geben. Die Stadtwerke wollen darüber noch entscheiden, teilen sie auf Anfrage der AZ mit.

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"Nachhaltig, sicher und wirtschaftlich"

Für Tausende Münchner könnte das hohe Nachzahlungen bedeuten. Denn 30 Prozent des Münchner Wärmebedarfs für Heizung und Wasser werden laut der Stadtwerke mit Fernwärme gedeckt.

Es sei "nachhaltig, sicher und wirtschaftlich". Teurer wurde es trotzdem: Um 116 Prozent sind laut SWM die Preise im zweiten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Die Linke geht sogar von 162 Prozent aus.

In anderen Städten ist Fernwärme günstiger

Stefan Jagel hält die Preissteigerung für unverhältnismäßig. Schließlich werde Fernwärme auch durch Geothermie erzeugt - und die sei unabhängig vom teuren Gas- und Ölpreis.

Außerdem sei Fernwärme in anderen Städten wesentlich günstiger: Während in München der aktuelle Verbrauchspreis bei 153,70 Euro pro Megawattstunde liegt, müssen Kunden in Unterhaching nur 76,3 Euro pro Megawattstunde bezahlen und in Unterföhring sogar nur 64,38 Euro pro Megawattstunde. Also nicht einmal die Hälfte.

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Jagels Forderungen

Jagel fordert deshalb, dass die Preise auch in München sinken müssen. Er beantragt heute, dass der maximale Verbrauchspreis bei 85 Euro pro Megawattstunde liegen sollte. Außerdem will er, dass die Stadtwerke Preiserhöhungen vor dem Stadtrat begründen müssen. Auch einen Tarif für Münchner mit einem geringen Einkommen will er.

Die Münchner Stadtwerke hingegen halten Vergleiche mit anderen Städten für nicht aussagekräftig, antworten sie auf Anfrage der AZ. Schließlich habe jedes Unternehmen eigene Abnahme- und Erzeugungsstrukturen.

Auch hier machen sich die Gas- und Kohlepreise bemerkbar

Und obwohl die Stadtwerke damit werben, dass Fernwärme "die CO2-neutrale Ökowärme für München" sein soll, wird sie hauptsächlich durch Kohle und Erdgas erzeugt. Der Anteil aus Geothermie und thermischer Verwertung macht laut Stadtwerken nur 15 Prozent aus. Dass Gas und Kohle teurer werden, schlägt sich so auch auf dem Fernwärmepreis nieder. Hinzu kämen die Investitionskosten für die Geothermieanlagen.

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Auch für Menschen, die ihre Rechnung nicht bezahlen können, tun die Stadtwerke bereits etwas, schreiben sie. Inzwischen hätten die Stadtwerke einen "Härtefallfonds" von 20 Millionen Euro.

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6 Kommentare
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  • Haltdusiedumm_Ichhaltsiearm am 15.07.2022 09:13 Uhr / Bewertung:

    Vor Vertrauen in Härtefallfonds oder freiwilligen Leistungen der Stadt kann ich nur warnen.

    Die Voraussetzungen werden nicht in Gänze kommuniziert. Sie sind völlig willkürlich, es besteht kein Rechtsanspruch, d.h Antragsteller können keine Rechtsmittel einlegen, wenn ihnen die Ablehnung ins Haus flattert.

    Und was heißt schon "...Rechnung nicht bezahlen können..."? Wer jetzt vorsorglich seine Abschläge nach oben anpasst, um eine geringere oder besser gar keine Nachzahlungsaufforderung zu bekommen, bekommt keinerlei Unterstützung, egal in welche finanziellen Nöte er durch die hohen Abschläge während des Jahres gekommen ist.

    Drum - Deckel drauf auf die Preise und macht Eure Hausaufgaben endlich in den oberen Etagen!

  • Giesing am 15.07.2022 08:25 Uhr / Bewertung:

    Bei den Tarifen für Menschen mit geringen Einkommen sind immer die die blöden, die sich Mühe geben, arbeiten und nicht so viel verdienen. Die finanzieren die anderen, die u.U. gar nichts machen über Steuern und haben am Ende u.U. wenige als die, die nichts tun…

  • Haltdusiedumm_Ichhaltsiearm am 15.07.2022 12:37 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von Giesing

    Wer wenug verdient und trotzdem Lohnsteuer, die meinten Sie doch, zahlt ist nicht deswegen vom Sozialtarif ausgeschlossen...aber wie wäre es denn , den Grundfreibetrag anzuheben? Und mal wieder, wie früher Vermögensteuer zu erheben oder zum Spitzensteuersatz wie zu Kohls Zeiten zurückzukehren?

    Ach ja, das Kapital - das scheue Reh...wie konnte ich das vergessen 😈

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