Die Krise drückt die Preise
MÜCNHEN - Krise! Welche Krise? Wer nicht gerade über ein großes Aktiendepot verfügt (und das sind wohl immer noch die meisten), hat in diesen Tagen gut lachen. Benzin, Heizöl und sogar Reisen sind günstiger geworden. Wo es jetzt die besten Schnäppchen gibt.
20 Cent weniger an der Zapfsäule
So günstig war Autofahren schon lange nicht mehr: Der Benzinpreis ist auf den niedrigsten Stand seit Januar gefallen und verringerte sich innerhalb einer Woche im Bundesdurchschnitt von 1,47 auf 1,35 Euro je Liter. Diesel fiel von 1,38 auf 1,28 Euro. „Heute ist Spartag“, freute sich gestern Thomas M. Piduch, der in der Bavaria Petrol in der Zehentbauernstraße den Liter Super für 1,35 Euro anbieten konnte. Zum Vergleich: Am 5. Juli bezahlten Autofahrer noch 1,58 Euro für die gleiche Menge. Ursache der Turbulenzen an den Energiemärkten ist die weltweite Finanzmarktkrise. Bei den Händlern machen sich Erwartungen breit, dass es deshalb zu einem weltweiten Wirtschaftsabschwung kommt – und damit auch zu einer sinkenden Öl-Nachfrage. Außerdem haben sich viele Finanzanleger und Banken aus dem Ölmarkt abgemeldet.
Gar nicht mehr so teuer: Island
Island ist schön, aber Island ist auch verdammt teuer. Ein Bier für acht Euro, eine Übernachtung für 120 Euro – das war früher auf der Insel keine Seltenheit. Durch die Finanzkrise und die Abwertung der Isländischen Krona sind die Nebenkosten jetzt aber dramatisch gesunken. So ist das Einkaufen isländischer Markenware eine preislich hochinteressante Angelegenheit geworden. „Island könnte sich dadurch zu einem noch lohnenswerteren Ziel für Familien-Urlaub entwickeln“, hofft ein isländischer Tourismus-Sprecher.
Schnäppchen beim Autokauf
Die Finanzkrise hat auch bei den Autoherstellern deutliche Bremsspuren hinterlassen und potenzielle Käufer verunsichert. Die Folge merken die Kunden schon jetzt in den Autohäusern. Mit satten Rabatten werden die Kunden geködert: Beim Toyota Avensis gewährt das Autohaus Wieser derzeit einen Preisnachlass von bis zu 3700 Euro. Und auch in der Renault Niederlassung München kann man sparen: „Den Twingo verkaufen wir derzeit rund 2000 Euro unter Listenpreis“, sagt Geschäftsführer Zoran Dreznjak.
Beim Heizöl sind 500 Euro Ersparnis drin
Rechtzeitig zur kalten Jahreszeit sind die Heizölpreise auf den niedrigsten Stand seit April gefallen. Im Bundesdurchschnitt kostete ein Liter Heizöl in dieser Woche 79 Cent. Das bedeutet einen Rückgang um 7,5 Cent innerhalb einer Woche. Heizölhändler Werner Huber aus Lengdorf bei München bietet den Liter derzeit sogar für 77,10 Cent an. Am 14. Juli waren es noch 97,46 Cent, die Kunden bei der Abnahme von 3000 Litern bezahlen müssen. Ein Familie, die im Jahr durchschnittlich 2500 Liter verbraucht, spart dadurch jetzt gewaltig. „Im Schnitt sind über 500 Euro drin“, erklärt Huber, „da kann man richtige Schnäppchen machen“.
Baugeld wird billiger
Die Unsicherheit an den Kapitalmärkten beschert Bauherren und Immobilienkäufern sehr attraktive Baugeld-Konditionen: Vergangene Woche gingen die Darlehenszinsen um rund 0,25 Prozentpunkte nach unten. Damit liegen selbst die sehr langfristigen Zinsbindungen über 20 Jahre mit 4,79 Prozent effektiv deutlich unter der 5-Prozent-Marke. Auch Ratenkredite dürften durch die Leitzins-Senkung der Europäischen Zentralbank bald zu besseren Konditionen angeboten werden. Derzeit liegen sie für einen Betrag von 5000 Euro bei rund 6 Prozent bei einer 48-monatigen Laufzeit.
Daniel Aschoff
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