Die konservative Osterbotschaft

Zölibat, Kapitalismus, Stammzellen und TV: Bischof Reinhard Marx übt in seiner Osterpredigt in der Frauenkirche deutliche Kritik und richtet sich auch mit politischen Botschaften an die Gläubigen.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Zölibat, Kapitalismus, Stammzellen und TV: Bischof Reinhard Marx übt in seiner Osterpredigt in der Frauenkirche deutliche Kritik und richtet sich auch mit politischen Botschaften an die Gläubigen.

Marx mischt sich ein: Der neue Münchner Erzbischof wandte sich in seiner Osterpredigt in der Frauenkirche auch mit politischen Botschaften an die Gläubigen. So rief Reinhard Marx die Christen auf, sich in die Debatte um die Stammzellenforschung einzuschalten.

„Dass der Mensch zum Material wird, das darf von Gott her nicht sein“, so der streitbare Geistliche. „Die Kirche sagt sehr eindeutig und einmütig: Wo menschliches Leben zum Stoff und zur Materie degradiert wird, wird eine Tür geöffnet, die wir geschlossen halten müssen.“ Einmischung täte auf vielen Feldern Not. Etwa für den arbeitenden Menschen, der „vor einem sich überschlagenden Kapitalismus geschützt“ werden müsse. In einem Interview forderte Marx auch mehr Geld für Billig-Arbeiter. „Die Löhne sind einfach zu niedrig. Wer arbeitet, sollte mehr haben als ein Arbeitsloser.“

Ein „Kapitalismus ohne Rahmenbedingungen“ schädige das Gemeinwohl. Das sei keine Frage der Moral, sondern in erster Linie eine klare ökonomische Erkenntnis. Deshalb ist Marx für eine Ordnungspolitik, „die einen ausufernden Kapitalismus im Zaum hält“.

Die soziale Lage in Deutschland empfindet der Kirchenmann als „durchaus angespannt“. Denn die Kluft zwischen Arm und Reich wachse. Eine Abschaffung des Zölibats kommt für ihn nicht in Frage. Es sei „ein großer Schatz, auf den wir nicht verzichten sollten“, sagte Marx.

„Es geht da nicht um ein mittelalterliches Gebot, das sich die katholische Kirche einfach ausgedacht hat, sondern darum, die Lebensweise Jesus Christus als Berufung zu leben.“ Kritisch äußerte sich Marx übers Privat-Fernsehen. Seiner Meinung nach sorgt nicht immer der freie Markt für Qualität. ber

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