Die Höllentour für uns alle

Morgen erscheint das neue Album: Die legendäre Band AC/DC kommt zurück. Die Tickets für das Konzert in München waren nach zwölf Minuten ausverkauft. Warum die australischen Hardrocker so erfolgreich sind
von  Abendzeitung
Brian Johnson und Angus Young
Brian Johnson und Angus Young © AP

Morgen erscheint das neue Album: Die legendäre Band AC/DC kommt zurück. Die Tickets für das Konzert in München waren nach zwölf Minuten ausverkauft. Warum die australischen Hardrocker so erfolgreich sind

Das gibt es auch in München, wo viele Superstars auf ihren Tourneen Station machen, nicht alle Tage: Ganze zwölf Minuten dauerte es, bis die Olympiahalle ausverkauft war. Inzwischen sind die Preise beim privaten Tickethandel im Internet regelrecht explodiert: Gestern gingen zwei Sitzplätze für 565 Euro weg, es soll schon Ausreißer für mehr als 1000 Euro gegeben haben.

Der Grund für die Aufregung und das verzweifelte Anrennen der Fans: AC/DC spielen wieder live, es ist die erste Welttournee seit 2001, dazu erscheint am morgigen Freitag mit „Black Ice“ nach acht Jahren ein Studioalbum. In München, so wird bereits kolportiert, soll auf das Konzert in der Olympiahalle am 27. März noch ein Auftritt im Olympiastadion im Sommer folgen – wohl auch, um etwas Druck aus dem völlig überhitzten Ticketmarkt zu nehmen.

Sie haben den Proll salonfähig gemacht

Die australische Hardrockband mit schottischen Wurzeln um die beiden Brüder Angus (53) und Malcolm Young (55) sind auch unter den noch aktiven Dinosauriern der Rockgeschichte ein besonderes Phänomen. Laut, dreckig und gemein sind viele, die mit Gitarre, Bass und Schlagzeug Musik machen und „Sex, Drugs & Rock’n’Roll“ als Lebensmotto pflegen.

Doch nur AC/DC haben es geschafft, von einer Krachkapelle für die proletarische Jugend der 70er Jahre zu einem Rock-Mythos für nahezu alle zu werden: Weder 17-jährige Schlosserlehrlinge noch Finanzvorstände Mitte 50 finden es peinlich, zum hammerharten Stampfsound bei „Highway To Hell“, „Let There Be Rock“ oder „Thunderstruck“ die Faust zu recken, den Headbanger zu machen oder Luftgitarre zu spielen.

AC/DC zeigen wie kaum eine andere Band, wie weit auch früher stigmatisierte Formen von Rockmusik in die Mitte der Gesellschaft vorgerückt sind. In den Jahren nach ihrer Gründung 1973 standen AC/DC für Außenseitertum, für den Sound zum Suff und die primitive Lust am Testosteron. Nicht, dass das nun heute völlig anders wäre – Gitarrist Angus Young rennt immer noch mit einer Schuluniform über die Bühne. Aber all das ist längst Teil einer allgemein akzeptierten Spaßkultur, bei der die „Hells Bells“ zum lustigen Dampfablassen läuten. AC/DC sind die Band der ewigen Pubertät, nach der sich auch diejenigen sehnen, die längst die Rente im Blick haben. Sie haben den Proll sozusagen salonfähig gemacht.

Und, nicht zu vergessen, sie haben der Rockwelt gezeigt, was genialer Minimalismus ist. „Niemand spielt so exakt auf den Punkt wie AC/DC“, sagt Chris Gilcher (36), der seit bald zehn Jahren in der Münchner AC/DC-Cover-Band Over/Dose Gitarre spielt. So schlicht die Songs oft wirken, „langweilig werden sie nie“.

Michael Grill

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