Die Gleitsichtbrille für den Augapfel

Beim Augenheilkunde-Kongress in München stellen internationale Experten ihre Ergebnisse zu neuen Behandlungsmethoden vor.
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Hoch komplex und sehr verwundbar: das menschliche Auge.
dpa Hoch komplex und sehr verwundbar: das menschliche Auge.

MÜNCHEN - Beim Augenheilkunde-Kongress in München stellen internationale Experten ihre Ergebnisse zu neuen Behandlungsmethoden vor.

Himmelblau, Kirschrot oder Sonnengelb: Über drei Millionen verschiedene Farben kann das menschliche Auge unterscheiden, es nimmt circa 80 Prozent unserer Sinneseindrücke wahr. Deswegen ist es für Betroffene oft besonders schlimm, wenn ihre Augen sie im Stich lassen. Um neue Behandlungsmethoden bei der Korrektur von Sehschwächen ging es deshalb beim Jubiläumskongress zum zehnjährigen Bestehen der Augenklinik am Marienplatz. 160 Gäste waren nach München gereist, um den Referenten aus dem In- und Ausland zuzuhören.

Implantation einer "Fresnel-Linse"

Einen besonderen Höhepunkt präsentierte der Düsseldorfer Augenchirurg Detlev Breyer: Durch die Implantation einer sogenannten „Fresnel-Linse“ können mehrere Sehfehler gleichzeitig korrigiert werden. Die Linse ist im Gegensatz zu normalen Linsen stufenförmig geschliffen, jede Stufe „sieht“ in einer anderen Entfernung scharf. Das Gehirn sucht sich automatisch das richtige Bild – das funktioniert, als hätte man eine Gleitsichtbrille im Augapfel.

In diese Richtung bewegt sich auch die Forschung der Münchner Gastgeber. Mit einer neuartigen Lasertechnik können die ringförmigen Stufen in die Netzhaut des Patienten eingebrannt werden. Im Gegensatz zu früher aufwändigen Operationen dauert der Eingriff nur noch 15 Sekunden und ist völlig schmerzfrei. Bisher konnte die Klinik dieses Verfahren an 32 Patienten testen, 28 weitere Teilnehmer werden noch gesucht.

Keine zusätzliche Brille

Daneben bietet die Arbeit mit den Fresnel-Linsen einen weiteren Vorteil: Während früher bei einer Veränderung der Sehschwäche eine zusätzliche Brille notwendig war, entfällt dies jetzt. Durch die unterschiedlichen „Schärfezonen“ kann das Gehirn die Veränderung selbstständig korrigieren. Ein weiteres Thema war die Behandlung von Grauem Star bei Kindern und Jugendlichen. Obwohl die Krankheit vor allem bei älterem Menschen weit verbreitet ist, leiden auch Kinder daran.

Kleine Augenarztpraxen bangen um die Zukunft

Bisher war eine Behandlung nicht möglich, die Sehkraft der betroffenen Kinder verschlechterte sich, bis sie schließlich vollständig erblindeten. Die belgische Spezialistin Marie-José Tassignon stellte nun ein neuartiges Verfahren vor, mit dem kleinere Linsen produziert werden können. Diese werden in das Auge des Kindes implantiert und ersetzen die kranke Linse. So bleibt die Sehfähigkeit erhalten.

Den Abschluss des Kongresses bildete eine Diskussionsrunde zur gegenwärtigen und zukünftigen gesundheitspolitischen Entwicklung. Vor allem kleinere Augenarztpraxen leiden darunter, dass trotz höherer Kassenbeiträge weniger Geld bei den Ärzten ankommt. Sie müssen mehr Patienten in der gleichen Zeit behandeln. Und das bedeutet weniger Zeit für den einzelnen Patienten.

Cornelia Schnell

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