"Die Freinacht ist kein Freibrief"

AZ: Herr Reichl, versteht die Münchner Polizei keinen Spaß?
PETER REICHL: Wir sind keine Spaßbremsen. Gegen harmlose Scherze hat keiner etwas und schon gar nicht die Polizei.
Klingt nicht aufregend.
Was in den letzen Jahren in der Freinacht passiert ist, hat nichts mehr mit Brauchtum zu tun. Das waren teilweise handfeste Straftaten.
Und was ist dann mit den Maibaumdieben?
Das ist gute bayerische Tradition. Der Maibaum wird normalerweise vom Besitzer mit einer Brotzeit ausgelöst, dafür bekommt er ihn unversehrt wieder zurück.
Was ist mit ausgehängten Gartentürchen und abtransportierten Gartenmöbeln?
Da hört aus meiner Sicht der Spaß auf. Dabei geht es schon um Sachbeschädigung und Diebstahl.
Was geht überhaupt noch in der Freinacht?
Probleme gibt es, wenn Sachen beschädigt werden oder Menschen zu Schaden kommen. Gesprengte Briefkästen und geklaute Gullydeckel gehören zweifelsfrei nicht zu dem, was geht.
Bleibt Spaßvögeln also nur noch der Griff zu Toilettenpapier und Ketchup?
Kommt drauf an, was man damit anstellt. Möglich, dass wir auch da schon eingreifen müssen. Die Freinacht bedeutet keinen Freibrief.
Nicht mal ein Spritzer Spülmittel?
Wer davon etwas in einen öffentlichen Brunnen kippt oder noch schlimmer in ein Freibad, begeht bereits Sachbeschädigung.
Mit welchen Folgen?
Je nach Schwere der Tat kann der Spaß ein saftiges Bußgeld kosten oder im Extremfall sogar hinter Gittern enden.
Manche schlagen nach ein paar Bier einfach über die Stränge.
Und wenn sie das am Steuer ihres Autos tun, kassieren wir den Führerschein.
Wie schützt man sich vor Spaßvögeln?
Sperren Sie Mülltonnen und Pflanzenkübel weg. Es schadet auch nicht, wenn man Gartentor und Garage abschließt.
Und wer sein Auto draußen hat?
Der sollte ein wachsames Auge darauf haben.
Sich mit seinem Hund auf die Lauer legen?
Soweit würde ich nicht gehen. Auch wer seinen Besitz verteidigt, muss Grenzen beachten. Haustiere sind in der Freinacht besser in der Wohnung aufgehoben.
Was war Ihr liebster Freinachtscherz?
Stammtischbrüder haben in München vor ein paar Jahren die Eingangstür zu ihrer Lieblingskneipe zugemauert.
Waren Sie dabei?
Nein, andernfalls hätte ich als Polizist einschreiten müssen.