Die Frau von Welt zieht’s nach München
Nach vier Jahren „RTL Nachtjournal“ kehrt Susanne Kronzucker heim nach München und fängt am Sonntag als Moderatorin des ZDF-Magazins „ML Mona Lisa“ an. Im Interview erzählt die Moderatorin über Heimat, Merkel und Männer.
AZ: Frau Kronzucker, wie fühlen Sie sich jetzt im Schoße einer öffentlich-rechtlichen Anstalt?
SUSANNE KRONZUCKER: Ich fühle mich vor allem in dieser Redaktion sehr wohl, ich bin sehr freundlich empfangen worden und das ist ein guter Start.
Das ZDF kauft zurzeit ordentlich bei RTL ein. Gibt es die Kluft zwischen privat und öffentlich-rechtlich noch?
Die Kluft gibt es noch, aber sie ist nicht sehr tief. Mich freut es, dass die Öffentlich-Rechtlichen keine Vorbehalte mehr haben gegenüber Journalisten aus dem Privatfernsehen. Das wäre ja auch unbegründet. Die Privaten sind über die Jahre seriöser geworden, auch weil sie irgendwann mehr Mittel hatten, um bessere Nachrichten zu machen. Und die Öffentlich-Rechtlichen haben sich anderen Formen der Präsentation geöffnet, sind eben auch mit der Zeit gegangen.
Mona Lisa ist ein Magazin das laut ZDF den „Fokus auf Frauen“ legt. Was sind für Sie Frauenthemen?
Ich denke nicht, dass wir nach Frauenthemen suchen müssen. Wir sind in der Redaktion Frauen, wir haben eine weibliche Redaktionsleiterin und wir suchen gesellschaftspolitisch relevante Themen aus. Wobei wir die Sendung ja so machen wollen, dass sie auch Männer interessiert. Männer können sich heutzutage dem weiblichen Blickwinkel auch gar nicht mehr entziehen. Sie müssen sich für den Job der Partnerin interessieren, weil sie einen hat. Sie haben Kolleginnen, die vielleicht schneller aufsteigen als sie selbst und sie haben eine Kanzlerin.
Hat es Frauen etwas gebracht, dass wir eine Kanzlerin haben?
Ich denke nicht, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel mit einzelnen Maßnahmen die Gleichberechtigung besonders gefördert hat. Was sie sicherlich getan hat, ist das Selbstbewusstsein von Frauen zu stärken. Sie ist ein Musterbeispiel einer sehr erfolgreichen Frau, solche Vorbilder sind wichtig.
Wo ist bei uns Nachholbedarf in Sachen Gleichberechtigung?
Ich persönlich bin privilegiert, weil ich einen Job habe, durch den ich mir die gute Betreuung meiner Kinder leisten kann. Aber das muss auch für Frauen machbar sein, die arbeiten müssen oder die arbeiten möchten, weil sie sich diese Lebensform ausgesucht haben. Diese Möglichkeiten müssen in Deutschland geschaffen werden.
War es in Ihrer Familie selbstverständlich, dass Sie studieren und arbeiten dürfen?
Ja, schon. Aber bei uns zu Hause gab es eine klassische Rollenverteilung. Meine Mutter war Hausfrau, mein Vater hat gearbeitet und er hat diesen Job auch als selbstverständlich angesehen. Meine Mutter hatte allerdings eine kaufmännische Ausbildung und hat uns unser nicht ganz unkompliziertes Leben komplett gemanagt, das ist auch Arbeit.
Es hieß, Sie haben Ihren Posten bei RTL aufgeben, weil Sie nach München wollten?
Ja, deswegen ist es auch ein ungeheures Glück, dass ich jetzt diesen tollen Job bei Mona Lisa bekommen habe. Mein Mann lebte in München und wir sind zwischen Köln und München gependelt. Dazu die späten Arbeitszeiten beim Nachtjournal, es war klar, dass ich das nicht ewig mache. Ich wollte definitiv mehr Zeit für die Kinder und meinen Mann haben.
Was haben Sie als erstes gemacht, als sie zurück nach München kamen?
Ich bin in die Berge gefahren.
Als Tochter eines Korrespondenten waren Sie schon als Kind viel unterwegs. Gibt es für Sie eine Heimat?
Wenn es für mich Heimat gibt, dann ist das hier. München und Tegernsee waren Fixpunkte. Da lebten meine Großeltern und zu Familienfesten und in den Ferien sind wir immer hergekommen. Ich genieße es sehr, wieder hier zu sein.
Interview: Tina Angerer