Die Chefin Elizabeth Harrison gibt auf
Nach den Querelen mit OB Ude und dem Aufsichtsrat legt Elizabeth Harrison mit sofortiger Wirkung ihr Amt nieder.
München - Die städtischen Kliniken brauchen einen neuen Chef: Nach den Querelen mit OB Ude, ihren beiden Mitgeschäftsführern und Teilen des Aufsichtsrates hat Elizabeth Harrison (54) gestern mit sofortiger Wirkung ihr Amt niedergelegt. Im AZ-Interview hatte OB Christian Ude bereits angekündigt, dass er nur noch darauf wartet. „Ich kann jetzt keine Bestürzung oder Tränen heucheln“, sagte er der AZ.
Elizabeth Harrison war erst im Februar 2011 mit großen Vorschusslorbeeren Klinik-Chefin geworden. Die vorherige Geschäftsführung hatte nach dem Hygiene-Skandal gehen müssen, die Finanzen waren miserabel. Jetzt war im Oktober bekannt geworden, dass auch das Sanierungskonzept von Elizabeth Harrison nicht funktioniert und den fünf städtischen Häusern (Schwabing, Harlaching, Bogenhausen, Neuperlach, Thalkirchner Straße) die Insolvenz droht.
OB Ude hatte sich deshalb handstreichartig an die Spitze eines neuen Lenkungskreises und des Aufsichtsrats gesetzt und die drei Klinik-Geschäftsführer entmachtet. Elizabeth Harrison hatte sich über einen Anwalt gewehrt – erfolglos.
Heute kommen der Aufsichtsrat und der Lenkungskreis zu zu einer Sondersitzung zusammen. Da werden die rechtlichen Konsequenzen ausgelotet. Eine ist: Sie hat ihr Amt niedergelegt, aber nicht gekündigt. Nun soll ihr außerordentlich gekündigt werden. Der Vertrag läuft offiziell bis 2015. Sie war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.
Die beiden anderen Geschäftsführer Freddy Bergmann (Kaufmännisches) und Prof. Hans-Jürgen Hennes (Medizin) bleiben. OB Ude will dem Aufsichtsrat vorschlagen, zwei neue Geschäftsführer einzustellen: Einen für Arbeit, einen für Strategie. Harrison machte beides.
Ude suchte sofort den Schulterschluss zu den beiden Geschäftsführern und dem Aufsichtsrats-Vize (von der Gewerkschaft) und erklärte: „Das Klinikum ist weiter voll arbeitsfähig.“
Auch unter Harrison war das Klinikum nicht zur Ruhe gekommen. Bis 2015 wollte sie eine „schwarze Null“ erwirtschaften, aber die Stadt musste Millionen hineinpumpen. Das Verhältnis zu OB Ude war immer mehr zerrüttet. Der Aufsichtsrat war verärgert, weil er um seine Informationsrechte kämpfen musste. Zwischen ihr und den beiden Geschäftsführern hatte es zuletzt oft gekracht. Auch in der Belegschaft war die Stimmung gegen sie.
Die Fraktionschefs im Rathaus wollten ihr nichts Kritisches nachsagen. „Es ist wahrscheinlich gut, dass sie geht“, meinte Alexander Reissl (SPD). Michael Mattar (FDP) fordert: „Statt neue Klinik-Geschäftsführer zu suchen, muss nun ein privater Betreiber gefunden werden.“
Der CSU-Fraktionschef Josef Schmid erklärt: "Es hätte nicht so weit kommen müssen, wenn der Oberbürgermeister von Anfang an Verantwortung übernommen hätte und gemeinsam mit der Geschäftsführerin agiert hätte. Nach der Bildung des Lenkungskreises war klar, dass dies faktisch eine Entmachtung der Klinikleitung bedeutete und das Tischtuch somit zerschnitten war. Wir haben Respekt davor, dass Dr. Harrison die entsprechenden Konsequenz zieht und dem Klinikum einen weiteren Neustart ermöglicht. Ich danke ihr für ihre Arbeit."