Die Bundespolizei und das "Restrisiko" am Münchner Flughafen

Die Anschläge von Brüssel und Istanbul hinterlassen auch an Deutschlands Flughäfen Spuren. In München wurden schon vorher die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt - "ein Flughafen ist naturgemäß ein weiches Ziel".
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Mittels eines Fernlenkmanipulators, im Volksmund auch als "Bombenroboter" bekannt, kann ein Entschärfer sich einem mutmaßlich gefährlichen Objekt nähern, es untersuchen, zerstören oder gegebenenfalls entschärfen, ohne sein eigenes Leben zu riskieren.
dpa 3 Mittels eines Fernlenkmanipulators, im Volksmund auch als "Bombenroboter" bekannt, kann ein Entschärfer sich einem mutmaßlich gefährlichen Objekt nähern, es untersuchen, zerstören oder gegebenenfalls entschärfen, ohne sein eigenes Leben zu riskieren.
Der Roboter vom Typ "tEODor" des Herstellers "telerob" ist dazu mit zahlreichen Instrumenten und Werkzeugen erweiterbar.
dpa 3 Der Roboter vom Typ "tEODor" des Herstellers "telerob" ist dazu mit zahlreichen Instrumenten und Werkzeugen erweiterbar.
Die Beamten Alicia B. und Fabian R. patroullieren im Terminal 2.
dpa 3 Die Beamten Alicia B. und Fabian R. patroullieren im Terminal 2.

Die Anschläge von Brüssel und Istanbul hinterlassen auch an Deutschlands Flughäfen Spuren. In München wurden schon vorher die Sicherheitsvorkehrungen verstärkt - "ein Flughafen ist naturgemäß ein weiches Ziel".

München - Theodors Lämpchen blinkt. Auf und ab bewegt sich sein langer Arm, seine Ketten klirren über den Asphalt. Theodor ist einer von zwei ferngesteuerten Robotern am Flughafen München. Sie kommen zum Einsatz, wenn bei einem Gepäckstück Verdacht auf Sprengstoff besteht. Im Moment gibt es keine Arbeit für Theodor - doch er und sein Kollege sind ständig einsatzbereit.

Bislang ist der Flughafen München, der zweitgrößte Deutschlands, in Sachen Terror ein sicherer Ort. "Ich bin seit 23 Jahren hier und habe noch nichts erlebt", sagt Albert Poerschke von der Bundespolizei. Von insgesamt rund 30 000 Flughafenmitarbeitern sind mehr als 4000 für die Sicherheit zuständig, allein für die Bundespolizei arbeiten weit über 1000. Ihre Aufgaben umfassen die Grenz- und Bahnpolizei sowie die Luftsicherheit.

Bundespolizisten sind seither mit Maschinenpistole unterwegs

"Die Sicherheitsmaßnahmen an deutschen Flughäfen sind auf einem hohen Niveau", bestätigt Lisa Häger vom Bundesinnenministerium. Die Luftsicherheitskontrollen würden regelmäßig überprüft und gegebenenfalls angepasst. Terroranschläge wie in Paris, Brüssel oder Istanbul hinterließen auch in München ihre Spuren - einen erhöhten Sicherheitsstandard gebe es aber schon länger. Die Zahl der Streifen in den Flughallen sei immer wieder erhöht worden, die Präsenz der Uniformierten verstärkt, erklärt Bundespolizist Poerschke. Die Streifenbeamten müssten mittlerweile Schutzwesten tragen, außerdem müsse immer eine Maschinenpistole mitgeführt werden. Vieles Weitere laufe verdeckt ab, sagt Poerschke.

Auch einen zehnköpfigen Sprengstofftrupp gibt es. Wenn es tatsächlich einmal zu einer Explosion kommen sollte, würde auch Theodor den Einsatz nicht überstehen, sagt einer der Mitarbeiter. Bereits über zehn Jahre setzen sie solche Roboter in München ein. Zudem können die Experten auf zehn ausgebildete Sprengstoffspürhunde zurückgreifen. Bis zu 400 Mal pro Jahr würden sie bei Verdacht auf Sprengstoff gerufen, sagt der Mitarbeiter. Bisher ist nichts passiert. Zur Routine werde die Arbeit aber nie, meint er. "Ein Restrisiko bleibt."

Der Roboter vom Typ "tEODor" des Herstellers "telerob" ist dazu mit zahlreichen Instrumenten und Werkzeugen erweiterbar. Foto: dpa

Fluggäste in München mit gemischten Gefühlen

Über 40 Millionen Fluggäste zählte man 2015 in München. "Ein Flughafen ist naturgemäß ein weiches Ziel", sagt Poerschke - das heißt: Ein Anschlag würde viele Zivilisten treffen. In Terrorvideos sei immer wieder auch die Rede von deutschen Zielen. "Die Bedrohung ist nach wie vor akut." In Deutschland sei die Polizeidichte aber sehr hoch, das Land verhältnismäßig sicher.

Die Fluggäste in München reagieren unterschiedlich auf die jüngsten Anschläge. "Ich habe keine Angst", sagt ein junger Mann aus Finnland. Man denke schon mehr darüber nach, findet eine Norwegerin. "Ich würde nicht den ersten Flug in die Türkei nehmen", sagt ihr Begleiter. Ein junger Familienvater erklärt, dass er besorgter sei als früher. "Man guckt die Leute um sich herum genauer an", sagt er. In die Türkei oder arabische Länder werde er nicht mehr reisen.

Die Bedenken der Kunden schlagen bisher tatsächlich nur auf Flüge in Richtung Türkei und Nordafrika durch. Die Zahl der Deutschen, die in die Türkei reisen, sei um 30 Prozent eingebrochen, sagt Ulf Sonntag, Projektleiter bei der Reiseanalyse der Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen. Grundsätzlich sei die Reiselust da, lediglich "ein mulmiges Gefühl" bleibe nach den Anschlägen von Brüssel und Istanbul. 2015 wurden 40 Prozent aller Urlaubsreisen mit dem Flugzeug gemacht.

Die Beamten Alicia B. und Fabian R. patroullieren im Terminal 2. Foto: dpa

Für die Sicherheit am Flugzeug sorgen Poerschke und seine Kollegen. "Wir sind auf die Hilfe aller angewiesen", sagt er. Wer Verdächtiges wahrnehme, solle nicht zögern und den Notruf wählen. Die gestiegene Zahl der Anschläge in den vergangenen Jahren stimme ihn "sehr nachdenklich". Eine maßgebliche Veränderung sei das Bild von Sicherheit, das Fluggästen präsentiert werde. Poerschke nennt das "optische Maßnahmen". Den Besuchern falle auf, dass mehr Polizei unterwegs sei, das Feedback sei positiv.

"Sicherheit ist ein Gefühl", sagt sein Bundespolizei-Kollege Christian Köglmeier. Sie sei nicht objektiv messbar. Jeder Mensch habe ein anderes Sicherheitsgefühl, meint auch Poerschke. Es gebe viele Menschen, die sich kein "Angstdiktat" aufdrücken lassen wollten. Und er fügt hinzu: "Ich auch nicht."

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