Die Bäcker und der gute Ruf

MÜNCHEN Ein Reporter-Anruf bei Münchner Bäckern bringt seit Wochen vor allem: Stille. Egal, ob Großbäckerei oder Familienunternehmen, seit dem Müller--Brot-Skandal möchte sich lieber keiner äußern.
Auch Heinrich Traublinger, Chef der Münchner Bäckerinnung, hat acht Wochen lang geschwiegen. Gestern ruft er auf erneute AZ-Anfrage zurück und stellt klar: „Müller ist ein Industriebetrieb, ich bin für die Handwerksbetriebe zuständig.” Kurzum: Müller-Brot sei nicht sein Bereich.
Und doch betrifft der Skandal alle 69 Münchner Handwerksbäckereien. „Dass einige verunsichert waren, ist mit Sicherheit nicht auszuschließen”, sagt Traublinger. Dass Verbraucher verunsichert seien, will er nicht gelten lassen: „Unsere Bäcker haben nach wie vor einen guten Ruf.”
Brot haben die Leute natürlich noch gekauft, doch der Hygiene-Skandal mit Mäusekot, Schaben und Schimmel hat die Branche verändert. Laut Traublinger merke man das an strengeren Kontrollen: „Die Anforderungen sind auf der einen Seite Sauberkeit, auf der anderen Operationssaal.” Ob verstärkt Sterilität gefordert wird, will er aber nicht bestätigen. Aber einzelne Bäcker achteten noch genauer auf reine Produktionsbedingungen.
Sterile Backstuben sind aber vor allem eines: Utopie. Auch Traublinger muss einräumen, dass Schädlingsbekämpfung Alltag in Bäckereien ist. „Jede Hausfrau weiß: Wo Lebensmittel gelagert werden, ist das Risiko von Schädlingsbefall gegeben.” Kein Bäcker sei davor gefeit.