Die AZ wird 75 – und die Prominenz in München feiert

München - Es gibt viel zu schauen an diesem Abend in der Alten Kongresshalle. Doch am genauesten hingeschaut wird nicht bei einem der vielen besonderen Abendkleider. Sondern: bei einem älteren Herrn in roter Jacke. Der ist nicht etwa über den roten Teppich ins Foyer gefedert, lange vor Beginn der 75-Jahre-AZ-Gala. Sondern kommt, als die Besucher schon ihren Platz eingenommen haben. Und alle schauen. Ja, der Mann im roten Anorak und mit AZ-Zeitungsjungen-Mütze, das ist tatsächlich Alt-Oberbürgermeister Christian Ude.
In eben jener Aufmachung hat er vor genau 25 Jahren zum 50. Jubiläum eine Rede gehalten. Und nun feiert er so seinen 76. Geburtstag. Ude ist genau ein Jahr älter als die AZ. Und witzelt auf der Bühne: "Lebenserfahrung, Überblick, Urteilsvermögen – man merkt mir einfach an, dass ich ein Jahr älter bin."

"Die AZ ist heute moderner und frischer als sie früher war", weiß Markus Söder
Alt – diesen Eindruck macht der fidele Alt-OB an diesem Abend überhaupt nicht. Und auch die Jubilarin Abendzeitung macht einen quicklebendigen Eindruck. "Die AZ ist heute moderner und frischer als sie früher war", sagt Ministerpräsident Markus Söder (CSU) in seiner Festrede. Der alte und neue Ministerpräsident betont die Bedeutung der Zeitungen auch für die Zukunft der Demokratie, die AZ lese er jeden Tag.
Söder erinnert daran, dass man sich traditionell in der Staatsregierung sorgt, was denn am nächsten Tag in der AZ stehen werde. "Die Abendzeitung ist heute nicht mehr so SPD-lastig", so sein Urteil. "Dafür aber arg grünig."
Klar ist: Die Abendzeitung wird es noch "ganz lange" geben
"Davon merken wir aber nichts!", ruft unten an seinem Tisch der grüne frisch gewählte Zweite Bürgermeister Dominik Krause, der an diesem Abend seinen allerersten öffentlichen Auftritt nach der Wahl hat. Und das ist dann wohl zusammen ein großes Lob für eine kritische, liberale Zeitung wie die AZ – dass keine Partei sie als ihr Verlautbarungs-Organ sieht.

Die parteipolitische Unabhängigkeit betont dann auch AZ-Verleger Martin Balle in seiner Rede. Dass Markus Söder mal in einem Gespräch mit der AZ-Politikredaktion und niederbayerischen Kollegen der Verlagsgruppe die Abendzeitung als den "schwierigen Teil der Familie" bezeichnet habe, das sei letztlich doch ein großes Kompliment. Er werde sicher heute wieder gefragt werden, wie lange es die AZ denn noch geben werde, sagt Balle. "Da kann ich nur sagen: ganz lange!"
Für Alt-OB Christian Ude gibt es noch ein Job-Angebot bei der AZ
Und das wird an diesem Abend noch sehr ausgiebig gefeiert. Die (Noch?-)Staatsminister Markus Blume und Georg Eisenreich sind da, die Grünen Katharina Schulze und Ludwig Hartmann, FDP-Mann Martin Hagen, Bürgermeisterin Verena Dietl, FC-Bayern-Präsident Herbert Hainer, Löwen-Geschäftsführer Marc-Nicolai Pfeifer, Jutta Speidel, Regine Sixt und viele, viele andere mehr. Mehr als 3000 Euro kommen bei der Tombola für den Verein "Münchner für Münchner" zusammen. Das Urteil von Vereins-Chefin Natalie Schmid: "Wirklich großartig!"
Musikproduzent und Komponist Ralph Siegel gehört mitten in der Nacht sogar noch zu den allerletzten Feiernden. Schon Stunden zuvor hat er sich begeistert über die Band "Smile" geäußert – und augenzwinkernd angemerkt: "Sie könnten ja auch mal eines von meinen 2000 Liedern spielen..."

In seiner Rede an und über die AZ spricht Söder davon, dass diese Zeitung "eine stolze Geschichte – und eine große Zukunft" habe. Und das gar mit dem Alt-Oberbürgermeister im roten Zeitungsjungen-Anorak? Verleger Martin Balle zumindest ruft Christian Ude an diesem langen, fröhlichen Abend zu: "Sie können sofort wieder bei uns anfangen!"