Die AZ im Backstage: Viel Zirkus bei Krone

Am Ersten Weihnachtsfeiertag gibt es endlich wieder die traditionelle Premiere des Winterprogramms. Die AZ hat sich vorab im Circus Krone bei den Proben schon mal umgeschaut.
von  Annette Baronikians
Sie kommen aus Kalifornien und sorgen schon draußen vor dem Krone-Bau für gute Laune: die zehn Spitzen-Artisten der Trapez-Gruppe "Flying Tabares" mit Mitgliedern im Alter von 21 bis 46.
Sie kommen aus Kalifornien und sorgen schon draußen vor dem Krone-Bau für gute Laune: die zehn Spitzen-Artisten der Trapez-Gruppe "Flying Tabares" mit Mitgliedern im Alter von 21 bis 46. © Annette Baronikians

München - Erneut klingelt sein Handy, was es eigentlich dauernd tut. Frank Keller ist die Ruhe selbst - doch diesmal scheint auch er zumindest ein wenig irritiert zu sein. Nicht verwunderlich, schließlich hat Keller, der zentrale Programmplaner des Circus Krone, soeben erfahren, dass die Artisten aus der Mongolei nicht pünktlich in München ankommen.

"Die Show muss weitergehen!"

Es gibt Probleme mit den Visa. Die elfköpfige Schleuderbrett-Truppe durfte nicht ins Flugzeug und sitzt mitsamt ihren Requisiten in Ulan Bator fest. "Es wird sehr knapp, doch klargehen", betont Frank Keller bevor er mit Behörden, Reisebüro und Co. telefoniert.

"Natürlich wird das klappen. Wir denken alle immer positiv", sagt Circus-Krone-Chefin Jana Mandana Lacey-Krone: "Im Zirkus heißt es ja auch ,The show must go on'!" Die Show muss weitergehen!

Kleine Verschnaufpause bei den Kamelen: Bis zur Premiere hat Programmplaner Frank Keller noch alle Hände voll zu tun.
Kleine Verschnaufpause bei den Kamelen: Bis zur Premiere hat Programmplaner Frank Keller noch alle Hände voll zu tun. © Annette Baronikians

"Die Zirkusfamilie geht gemeinsam durch gute und durch schlechte Zeiten"

Mit diesem unerschütterlichen Credo, viel Energie und Tatendrang hat es ihr erfolgreiches Familienunternehmen auch geschafft, die fast zweijährige coronabedingte Zwangspause glimpflich zu überstehen.

"Die Zirkusfamilie geht gemeinsam durch gute und durch schlechte Zeiten", so Lacey-Krone: "Jetzt freuen wir uns alle unglaublich, dass wir auch nicht noch mal erst im Februar und mit etlichen Regelungen unsere Winterspielzeit starten können, sondern wieder ganz nach Tradition!"

Traditionelle Premiere der Winterspielzeit am ersten Weihnachtsfeiertag

Gemäß dieser kommt der Circus Krone seit eh und je nach seiner Sommertournee (mit großem Zelt) zurück in seinen Münchner Stammsitz. Im legendären Krone-Bau mit 3.000 Sitzplätzen findet traditionell am ersten Weihnachtsfeiertag die Premiere der Winterspielzeit statt.

Bis zum 25. Dezember sind es nur noch wenige Tage. Im gesamten weitläufigen Zirkus-Areal herrscht rege Betriebsamkeit - ob in den zahlreichen Werkstätten oder bei Proben in der Manege, im Kraftraum oder hoch droben unter der Zirkuskuppel.

Mitarbeiter und Artisten aus aller Welt fiebern der Premiere entgegen

Die Vorfreude ist überall spürbar. Bei einem Rundgang hinter den Kulissen von Europas größtem Zirkus begegnet man Mitarbeitern und Artisten aus den verschiedensten Ländern der Erde, die alle dem großen Tag entgegenfiebern.

Die Glitzerroben und Kostüme warten bereits auf ihren Einsatz.
Die Glitzerroben und Kostüme warten bereits auf ihren Einsatz. © Annette Baronikians

Die zehnköpfige Luftakrobatik-Gruppe "Flying Tabares" aus den USA ist bereits seit fünf Tagen in München -und weiß fast jedes kleinste Detail über die Geschichte des Circus Krone zu berichten. "Es ist eine große Ehre, hier auftreten zu dürfen. Krone ist ja weltberühmt", sagt Artistin Mariella (25), und um sie herum wird zustimmend genickt.

Ungeahnte Verzögerungen

Laut Proben-Plan wären die "Flying Tabares" beim AZ-Besuch eigentlich nicht mehr im Übungssaal anzutreffen, sondern in der Manege. Doch dort gab es ungeahnte Verzögerungen. Vor der Probe des italienischen Dompteurs mit seinen Tigern musste das Krone-Werkstatt-Team erstmal über dem Raubtiergitter das zusätzliche Netz anpassen (welches in Italien, anders als in Deutschland, keine Pflicht sein soll).

"Vor einer Premiere ist das so, ganz normal"

Anschließend rückte noch das alte Feuerwehrauto aus der Fahrzeughalle an, damit in 16 Metern Höhe etwas am Doppeltrapez justiert werden konnte. "Vor einer Premiere ist das so, ganz normal", sagt ein Clown in Zivil, der sich neben einigen Artisten die Proben von Publikumsplätzen aus anschaut. Andere sind derweil beim Trainieren, in der Kantine oder in ihren Wohnwagen.

Zirkus-Direktorin Jana Mandana Lacey-Krone, die mit ihren Pferden schon vor zwei Stunden in der Manege Probe gehabt hätte, nutzt die Zeit, um zu Dimoiu Iudita in die Krone-Schneiderei zu flitzen. Dort gibt's nicht nur eine kurze Anprobe ihres goldverzierten Anzugs für das Premieren-Finale, sondern auch viele Umarmungen und ein gemeinsames Bauklötzchen-Spiel - mit Charles, ihrem zweijährigen Sohn.

In der Schneiderei arbeitet Dimoiu Iudita an einem besonderen Stück - am Premieren-Anzug der Circus-Krone-Direktorin.
In der Schneiderei arbeitet Dimoiu Iudita an einem besonderen Stück - am Premieren-Anzug der Circus-Krone-Direktorin. © Annette Baronikians

Ihr "Großer", der 14-jährige Alexis, zeigt derweil zwei anderen Zirkuskindern das Freigehege der Kamele, die gleich neugierig herankommen. Drinnen im Krone-Bau übt inzwischen das Orchester unter Leitung von Oleksandr Krasyun die Begleitmusik für den Auftritt des amerikanischen Jongleurs.

Dieser bespricht derweil mit den Krone-Lichtdesignern und Tontechnikern alles, was für seine Manegen-Nummer wichtig ist. Wenig später kommt auch Nikolai Tovarich dazu, um den gesamten Ablauf des Auftritts samt Auf- und Abbau zu besprechen.

"Teilchen auf Teilchen muss passen."

Tovarich, der seit Jahrzehnten mit Herzblut dabei ist, trägt den stolzen Zirkustitel "Sprechstallmeister" und ist bei Krone für die Abendregie verantwortlich - dafür, dass das gesamte Programm schlussendlich wie am Schnürchen läuft. "Das ist wie bei einem Puzzle", sagt er: "Teilchen auf Teilchen muss passen." Kein Wunder, dass die Probentage in aller Früh starten und selten vor 23 Uhr enden.

Ein gutes Ende konnte letztlich übrigens auch Programmplaner Frank Keller vermelden: Die elf Artisten aus der Mongolei haben nun ihre Visa und werden mit neuen Flugtickets (die auch wieder Krone zahlt) und vier Tagen Verspätung noch rechtzeitig bis zum 25. Dezember ankommen - wenn es wieder heißt: "Manege frei!" im Circus Krone.


Das neue Programm ist von 25. Dezember 2022 bis 16. April 2023 im Circus-Krone-Bau (Marsstr. 43, 089 5458000) zu sehen. Karten für 19 bis 55 Euro gibt es an der Zirkuskasse oder über München Ticket.

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