Die AZ auf Spurensuche: Wie der Vater der Bavaria halb München geprägt hat

Ludwig Schwanthaler ist der geniale Schöpfer der Bavaria an der Wiesn. Auch in Wien, Frankfurt oder Salzburg hat er sich verewigt. Eine Spurensuche in München zum 175. Todestag.
von  Thomas Müller
Weltberühmt: die Bavaria mit Eichenkranz, Schwert und Löwe an der Wiesn.
Weltberühmt: die Bavaria mit Eichenkranz, Schwert und Löwe an der Wiesn. © imago images/Shotshop

München - Schwanthalerstraße, Schwanthalerhöhe – der Name von Ludwig Schwanthaler ist recht präsent in der Stadt. Sogar ein U-Bahnhof trägt seit 1998 seinen Namen. Und wenn auch die Meisten mit ihm "nur" die Bavaria oberhalb der Wiesn in Verbindung bringen, hat der Künstler weitaus mehr geschaffen. Selbst dort, wo man es zunächst gar nicht vermuten würde – eine AZ-Spurensuche.

Ludwig Schwanthaler: Sein Abi hat er am Wilhelms-Gymnasium in München gemacht

Der gebürtige Münchner entstammte einer Bildhauerfamilie aus Oberösterreich, machte sein Abi am Wilhelms-Gymnasium und studierte dann Malerei und Bildhauerei an der Münchner Kunstakademie. 1837 unterschrieb er den Vertrag zum Bau der Bavaria – gemeinsam mit König Ludwig I., Hofarchitekt Leo von Klenze und den beiden Erzgießern Johann Baptist Stiglmaier und dessen Neffe Ferdinand von Miller. Letztere nämlich haben die Riesen-Statue in mehreren Einzelteilen gegossen – der bis zum Guss immer wieder veränderte Entwurf jedoch, der stammt von Schwanthaler. 

Von 1839 bis 1843 arbeitete Schwanthaler an dem Bavaria-Modell in Originalgröße aus Gips. Den Guss der vier Einzelteile (Kopf, Brust, Hüfte, untere Hälfte und Löwe) durch die beiden Erzgießer allerdings erlebte er nicht mehr. Er starb im 1848 – feierliche Enthüllung der bronzenen Patronin Bayerns war erst am 9. Oktober 1850.

Doch, wie gesagt, auch an anderen Orten in München finden sich Spuren seines künstlerischen Schaffens: in der Feldherrnhalle (Statuen Tillys und Wredes), in der Residenz (zwölf überlebensgroße Wittelsbacher-Herrscher), den Figurenfries im Giebel der Propyläen oder die acht Statuen der damals acht Regierungsbezirke Bayerns an der Fassade des Festsaalbaus der Residenz. Wer im Hofgarten steht – einfach mal nach oben schauen! 

Auch in Wien, Salzburg oder Frankfurt kann man ihn besichtigen

Und auch in Wien (Austriabrunnen, 1844), Salzburg (Mozartdenkmal, 1842), Frankfurt (Goethe-Denkmal, 1844), Speyer, Darmstadt, Erlangen, Coburg, Bayreuth, Mainz, und Karlsruhe hat er sich verewigt. Er wurde sogar Ehrenbürger von Salzburg (wo es auch eine Schwanthalerstraße gibt) sowie von Wien und Frankfurt.

Freilich, einiges aus dem Schaffen Ludwig Schwanthalers muss man aufwendig suchen. Bestes Beispiel dafür ist der Abriss des Herzog-Max-Palais (Ludwigstraße) durch die Nazis 1938. Das berühmte Bacchus-Relief von Schwanthaler immerhin wurde ausgebaut – und ziert jetzt das Vestibül des Landeszentralbankgebäudes an gleicher Stelle in der Ludwigstraße.

Porträt von Ludwig Schwanthaler (1802-1848).
Porträt von Ludwig Schwanthaler (1802-1848). © imago/imagebroker

Die letzte Ruhestätte von Ludwig Schwanthaler findet sich am alten Südfriedhof

Was im Krieg leider vernichtet wurde: Sein 1837 in der heutigen Schwanthalerstraße errichtetes Gebäude für Modelle, das nach seinem Tod als "Schwanthaler-Museum" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden ist. leider wurde es  nicht wieder aufgebaut.

Ludwig von Schwanthaler, der Zeit seines Lebens an schwerer Gicht litt, starb am 14. November 1848 in München. Sein Grab befindet sich am Alten Südfriedhof, das Ludwig I. 1850 in Auftrag gegeben hatte.

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