„Die alten Menschen nicht vergessen“

Gutes Tun nach dem Tod: Mit dem Vermögen des ermordeten Schauspielers Walter Sedlmayr werden heute noch 700 Senioren unterstützt, die unverschuldet in Not geraten sind.
MÜNCHEN Vor 20 Jahren wurde er ermordet – heute wird im Namen des Münchner Schauspielers Walter Sedlmayr in München viel Gutes getan. Eine Stiftung, die nach ihm und seiner Tante benannt ist, kümmert sich um hilfsbedürftige Senioren, die unverschuldet in Not geraten sind. Heuer wird die „Walter-Sedlmayr-Paula-Rott-Stiftung“ zehn Jahre alt – und verfügt über mehr Geld als zu ihrer Gründung.
„Man darf die alten Menschen nicht vergessen“, sagt Katharina Knäusl, Leiterin der Stiftungsverwaltung der Stadt München und beschreibt damit auch das Anliegen der Sedlmayr-Stiftung: Zur Zeit werden knapp 700 Münchner unterstützt. Im Durchschnitt erhält jeder 500 Euro Beihilfe aus dem Stiftungsvermögen.
Nicht viel Geld – aber genug, um in kleinen Notlagen zu helfen. Denn die Stiftung greift den Senioren dann unter die Arme, wenn die staatliche Unterstützung zum Beispiel durch Hartz IV nicht ausreicht. Wenn die durchschnittlich 830 Euro im Monat aufgebraucht sind - aber trotzdem ein teures Medikament oder eine Wohnungs-Renovierung benötigt wird. Sie hilft auch verarmten Rentnern, wieder am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben – die Stiftung ermöglicht ihnen zum Beispiel Café- oder Konzertbesuche. Deshalb wird sie oft auch „die Stiftung der kleinen Wünsche“ genannt, sagt Knäusl.
Sozialreferentin Brigitte Meier stellt klar: „ Stiftungen sind nicht dazu da, um die Aufgaben der Stadt zu ersetzen“ – bei der Grundsicherung bleibt der Staat in der Pflicht.
Die Stiftung wurde zehn Jahre nach der Ermordung von Sedlmayr gegründet. Seine Tante Paula Rott hatte das Vermögen des Schauspielers geerbt. Als sie 1996 ebenfalls starb, verfügte sie, die Errichtung der Stiftung. 1,2 Millionen Mark waren der Grundstock – heute verfügt sie über 1,6 Millionen Euro. Das hat zwei Gründe: Viele Münchner vermachten ihr Vermögen ebenfalls der Stiftung. Und: Walter Sedlmayr verdient immer noch Geld – jede TV-Wiederholung bringt einen Urheberrechtsbeitrag, insgesamt 3000 Euro im Jahr. spu