Prozess in München um versuchten Mord: Frau vergiftet Bolognesesauce ihres Verlobten

Die 30-jährige Angeklagte mischt ihrem Verlobten eine Überdosis Schlaftabletten in die Bolognesesauce. Der Mann (31) aus der Nähe von München überlebt.
von  John Schneider
Versuchter Mord? Die Angeklagte mit ihrem Anwalt Maximilian Grashey.
Versuchter Mord? Die Angeklagte mit ihrem Anwalt Maximilian Grashey. © jot

München - "Ich habe mich da reingesteigert", das sieht Linda F. (30, Name geändert) inzwischen selber so. Im Internet habe sie zum Beispiel die kontroverse Debatte rund um Asylbewerber verfolgt.

Auch mit ihrer eigenen Lebenssituation war sie unzufrieden, machte auch dafür die aktuelle Regierung und das politische System verantwortlich, wollte Veränderung. Sogar Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geriet so zeitweise in den Fokus ihrer mörderischen Pläne. Doch vor allem ältere Menschen machte sie für ihren Frust verantwortlich. Diese würden immer wieder die etablierten Parteien wählen und so Veränderungen verhindern. So kam die laut Anklage unter einer bipolaren Persönlichkeitsstörung leidende Frau zu dem Entschluss, eine alte Dame töten, die ihr rein zufällig mit ihrem Hund beim Spazieren in Geretsried begegnet war.

Prozess in München: Die Angeklagte recherchierte die Mordmethode im Internet

Im Internet recherchierte die Krankenpflegerin, welche Mordmethode sie anwenden könnte und wie sie die Leiche verstecken könnte, bestellte zudem einen Sportbogen und ein Survival-Messer als mögliche Mordwaffen. Doch bevor es dazu kam, bildete sie sich ein, dass sie zunächst ihren Verlobten töten musste, weil er mitbekommen könnte, was sie vorhatte. Auch hierfür recherchierte sie im Internet und kam auf die Möglichkeit des Giftmordes.

Am 3. April des vergangenen Jahres schritt sie zur Tat, kochte ihrem Verlobten sein Lieblingsessen Spaghetti Bolognese, zerbröselte aber davor 26 Tabletten mit dem Wirkstoff Pipamperion (ein Schlaf- und Beruhigungsmittel, das sie früher einmal selber verschrieben bekommen hatte) und mischte sie unter die Sauce, die sie mit scharfen Gewürzen und Tomatenmark so anrichtete, dass ihrem Verlobten erst einmal nichts auffiel. Er aß, was sie ihm auftischte.

Der Mann aus München überlebt den Mordversuch

Sie sei dann auf den Balkon der Wohnung gegangen und habe Musik gehört. "Weil sie ihm nicht beim Sterben zusehen wollte", heißt es in der Anklage von Staatsanwältin Melanie Lichte. Nach zwei Stunden habe sich ihr Verlobter wider Erwarten per Whatsapp gemeldet. Sie sei dann zu ihm gegangen. Er saß aufrecht im Bett und hatte auch noch die Kraft, mit seinem Vater zu telefonieren.

Noch aber hoffte Linda F., dass ihr Plan aufgehen würde. Sie habe versucht, die medizinische Versorgung des sichtlich mitgenommenen Mannes zu verzögern, sah sich dann aber doch gezwungen, den Rettungsdienst zu alarmieren, um nicht in Verdacht zu geraten. Das Opfer wurde ins Krankenhaus gebracht und überlebte.

Ruhig, aber sehr einsilbig antwortet Linda F. am Montag auf die Fragen des Vorsitzenden Richters Thomas Bott. Immer wieder muss dieser nachhaken, um mehr über die Frau zu erfahren. So zieht sich die Vernehmung über viele Stunden hin. Die 30-Jährige soll früher Opfer einer sexuellen Straftat geworden sein, war bereits in psychiatrischer Behandlung gewesen. Auch jetzt steht eine dauerhafte Unterbringung der Frau im Raum.

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