Die 250-Millionen-Messe
München - Messe-Chef Klaus Dittrich freut sich über das beste Ergebnis aller Zeiten. Warum er trotzdem sparen muss und zwei neue Hallen plant.
Sechs Millionen Euro Defizit waren eingeplant, als die Messe München Anfang 2010 vorsichtig das Krisenjahr begann: Am Ende schloss sie mit einem deutlichen, zweistelligen Millionengewinn ab, wie Messe-Chef Klaus Dittrich der AZ berichtet: „Es ist vom Ertrag das beste Ergebnis seit dem Bestehen der Messe und vom Umsatz mit 250 Millionen Euro her das zweitbeste.” Der Gewinn vor Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen beträgt über 60 Millionen Euro.
Vom besten Ertrag aller Zeiten bleibt der Messe aber nichts übrig: Denn nach dem Vertrag mit den Gesellschaftern Stadt und Land muss sie bis zum Jahr 2018 ihre Gewinne abgeben: als Zinsen für das Darlehen zum Bau der neuen Messe. Das ist jetzt zum zweiten Mal der Fall.
Die Gesellschafter haben der Messe ohnehin einen Sparkurs verordnet: Denn statt bis 2018 jährlich 20 Millionen Euro Zuschuss zu geben, wollen sie bis 2014 nur noch zusammen 50 Millionen zahlen. Für 2010 also: null Euro.
Zum Erfolg in schwierigen Zeiten tragen viele Dinge bei:
Die Rekorde
Trotz der Krise gab es immer neue Rekorde: Internationale Leitmessen wie Ispo, inhorgenta, bauma (trotz Aschewolke), Expo Real oder electronica zählten bis zu 16 Prozent mehr Besucher und auch mehr Aussteller. Da gab es unerwartete Einzelrekorde.
Die Potenziale
„Im Auslandsgeschäft steckt ein enormes Potenzial”, sagt Klaus Dittrich. So hat die Messe erst vorige Woche eine Zusammenarbeit mit der Nürnberger Messe in Brasilien vereinbart. Dittrich sucht noch weitere strategische Partner. In der Bilanz hat die bauma China im November alle Rekorde geschlagen: Das Gelände wurde von 220000 auf 300000 Quadratmeter vergrößert, es kamen 33 Prozent mehr Besucher (150000). Der Platz für die erste bauma in Indien musste vor dem Start auf 80000 Quadratmeter verdoppelt werden. Die Ispo Peking ist um 60 Prozent gewachsen.
Die Strategie
Ein Auftrag der Messegesellschafter ist: Effizienter arbeiten. Das hat der Messechef Klaus Dittrich mit seinem Strategieprogramm angepackt. Es trägt erste Früchte. Im vorigen Jahr wurden bereits zehn Millionen Euro eingespart. Dittrich: „Wir müssen stärker fragen, was wichtig ist.” Die Diskussion werde im ganzen Unternehmen offensiv geführt.
Dazu gehören: Im Personalbereich (Etat: 40 Millionen Euro) werden freie Stellen nicht besetzt, Teams umorganisiert, das Marketingbudget (20 Millionen) wurde um 20 Prozent gekürzt. Neue Messen will man heranbringen, weniger ertragreiche verkaufen: So ging die „Jagen und Fischen” nach Augsburg.
Die Pläne
„Wir sind unbeschadet durch die Krise gekommen, weil viele unserer Veranstaltungen Weltleitmessen sind”, erläutert Klaus Dittrich, „und wir stoßen jetzt schon an die Grenzen unseres Geländes.” Die Messe boomt. Allein bei der „Bau” im Januar kamen 300 Firmen nur auf die Warteliste. Die nächste Ispo wird alles belegen, die neue Intersolar stößt schon an die Grenzen. „Wir müssen uns ernsthaft mit der Frage beschäftigen, ob wir zwei neue Hallen bauen, wenn sich die wirtschaftlich rechnen”, resümiert Klaus Dittrich: „Das positive Ergebnis unterstreicht die Innovationskraft der Messe sehr deutlich und zeigt unsere starke Stellung in einem immer härter umkämpften Markt.”
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