DGB-Bundeschefin Fahimi in München: Wie die Stadt Azubis hilft

Die AZ besucht das Azubi-Wohnheim in Berg am Laim - mit der neuen DGB-Chefin.
von  Christina Hertel
Yasmin Fahimi (l.) mit Simone Burger im Wohnheim.
Yasmin Fahimi (l.) mit Simone Burger im Wohnheim. © Daniel von Loeper

München - Da stehen ein Kicker und eine Tischtennisplatte. Die Wände sind mit Kreide bemalt. An der einen Tür hängt ein Schild, dass man seine leeren Pfandflaschen wieder mitnehmen soll. An der anderen der Hinweis auf die nächste Pasta-Party.

 Wie im Studentenwohnheim. Nur, dass hier am Innsbrucker Ring keine Menschen wohnen, die Vorlesungen an der Uni besuchen, sondern junge Leute, die eine Ausbildung machen - bei der Bahn, in einem Hotel oder im Münchner Rathaus.

Das städtische Heim am Innsbrucker Ring.
Das städtische Heim am Innsbrucker Ring. © Daniel von Loeper

Fast 100 Wohnungen bietet die Stadt Auszubildenden am Mittleren Ring an. Zehnmal so viele will sie bis 2025 bauen. In allen sollen Azubis nicht mehr als 330 Euro Miete zahlen.

Yasmin Fahimi: "Früher war es selbstverständlich, dass Azubis noch bei ihren Eltern wohnen"

Um das zu schaffen, gründete der Stadtrat vor Kurzem das "Azubiwohnwerk". So ähnlich wie das Studentenwerk soll es jungen Menschen Wohnraum bieten. Gleichzeitig soll es dort Beratung geben. Yasmin Fahimi, die seit Kurzem die neue Chefin des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) ist, besuchte das Wohnheim am Innsbrucker Ring am Dienstag.

Sie kennt das Problem, dass es Auszubildende auf dem Wohnungsmarkt schwer haben, auch aus anderen Städten. "Früher war es selbstverständlich, dass Azubis noch bei ihren Eltern wohnen." Inzwischen werden allerdings die Azubis immer älter - und wollen raus aus dem Elternhaus. Laut Simone Burger, der DGB-Chefin in München, sind gerade mal sechs Prozent der Azubis, die hier eine Ausbildung machen, noch 15 oder 16 Jahre alt.

2023 soll am Hanns-Seidel-Platz ein Haus mit 211 Appartements fertig werden

Für Fahimi ist das Azubi-Wohnheim am Innsbrucker Ring ein "Vorzeigemodell". Es gibt ein Gemüsebeet, Holzliegen stehen auf der Wiese. Die Zimmer sind mit weißen Betten und weißen Schränken und einer Kochnische möbliert.

Das Ziel der Stadt innerhalb der nächsten drei Jahre 1.000 Wohnungen für Auszubildende anzubieten, erkennt die Gewerkschaftschefin als ambitioniert an. Vor allem, weil die Stadt davon bis jetzt noch ein ganzes Stück entfernt ist: Nächstes Jahr soll am Hanns-Seidel-Platz ein Haus mit 211 Appartements fertig werden.

Spätestens ein halbes Jahr nach ihrer Ausbildung müssen die Menschen auszuziehen

In Freiham und in Trudering hat der Stadtrat insgesamt weitere 340 Wohnungen beschlossen. Außerdem gibt es die Idee, ein Haus der Caritas im Stadtteil Feldmoching-Hasenbergl um rund 70 Wohnungen zu erweitern. Insgesamt hätten in München allerdings 42.000 Menschen einen Anspruch auf eine Azubi-Wohnung.

Spätestens ein halbes Jahr nach ihrer Ausbildung müssen sie auszuziehen. Oft sei schon lange vorher die Panik groß, wo sie dann hinsollen, sagt Mona Wenzel. Sie berät für das Kolping Werk die jungen Menschen, die am Innsbrucker Ring wohnen.

München geht der Platz aus

Auch Gewerkschaftschefin Fahimi fordert, dass sich die Stadt dringend nicht nur um mehr Azubi-Wohnungen, sondern ganz allgemein um Wohnraum für junge Menschen kümmern müsse. Ansonsten drohe ein massiver Fachkräfte-Mangel.

Simone Burger, die für die SPD im Stadtrat sitzt, erzählt, dass sie gerade an Konzepten arbeite, wie Unternehmen dazu gedrängt werden könnten, mehr Wohnungen für ihre Mitarbeiter zu schaffen. Allerdings sei das rechtlich schwierig. Und noch ein Problem gibt es: München geht der Platz aus.

Laut Christian Kiefer von der städtischen Wohnungsbaugesellschaft Gewofag gibt es in München noch Platz für 60.000 Wohnungen. Die Wohnungsnot kann die Stadt nur mit dem Umland in den Griff bekommen, meint er.

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