Deutsches Theater: Pleite mit dem Papst

MÜNCHEN - Der Auftakt im Musical-Zelt in Fröttmaning hat ein Nachspiel: Weil „In Nomine Patris“ ein Flop war, wollen Mitwirkende und die Rathaus-FDP jetzt das Deutsche Theater in die Pflicht nehmen - und das wehrt sich dagegen.
Über dieser Produktion lag kein Segen: Mit dem Papst-Musical „In Nomine Patris“ eröffnete das Deutsche Theater Mitte Oktober seine neue Ausweichspielstätte in Fröttmaning. Die Aufführungen liefen – wie mit dem Produzenten, der Schweizer Musicalworld GmbH, vereinbart – bis zum 16. November, auch wenn sich der Zuschauerzuspruch in engen Grenzen hielt.
Der zweite Teil der Gage kam gar nicht mehr
Die Künstler bekamen vom Produzenten einen Teil ihrer Gage verspätet, die zweite Rate gar nicht. „Wenige Tage nach der letzten Vorstellung in München erhielt ich eine Email aus der Schweiz, dass Musicalworld insolvent sei“, sagt Jonas Lebert, der als Gewandmeister und Statist an dem Musical mitwirkte. Die Hälfte seines Lohnes fehlt ihm noch, Lebert aber will nun das Deutsche Theater in die Pflicht nehmen und lässt mit Hilfe der FDP-Stadtratsfraktion in einem Antrag im Stadtrat klären, ob die Risiken nicht im Vorfeld bewusst falsch eingeschätzt wurden und die Rolle des Deutschen Theaters bei dieser Musical-Uraufführung im Grunde der eines Produzenten gleich kam.
Das ist die Branchenregel
„Wir bedauern es außerordentlich, dass die Künstler einen Teil ihres Lohnes nicht erhalten haben“, sagt Carmen Bayer, zusammen mit Werner Steer Geschäftsführerin vom Deutschen Theater, „aber die Situation ist eindeutig: Die Künstler haben alle einen Vertrag mit dem Produzenten, nicht mit dem Deutschen Theater“. Das ist die Branchenregel, nicht die Ausnahme.
Der FDP-Antrag spricht dennoch von einer „moralischen Verantwortung“, die Bayer gegenüber der AZ relativiert: „Man muss auch sehen, dass wir eine städtische GmbH sind. Ich kann und darf gar keine Geschenke verteilen.“
Schon jetzt 19 ausverkaufte Vorstellungen
Richtig ärgerlich hingegen findet Bayer, dass die FDP schon seit Jahren gegen das Deutsche Theater kämpfe: „Wir haben unseren Umzug nach Fröttmaning ohne einen Cent zusätzlicher städtischer Zuwendungen bewältigt. Die neue Zeltstadt wurde außerdem in Rekordzeit vom Publikum angenommen. Wir haben schon jetzt 19 ausverkaufte Vorstellungen für den vor Weihnachten startenden ,Swan Lake’“.
Auch Markus Müller, Geschäftsführer von Musicalworld, hat sich inzwischen zu Wort gemeldet: „Ich bin selber Künstler und meine Motivation, Musicals zu produzieren, war immer, Arbeitsplätze mit fairer Entlohnung zu schaffen“, schreibt er in einer Erklärung. Und weiter: „Es ist für mich persönlich sehr hart zu akzeptieren, dass Personen durch uns finanziell zu Schaden gekommen sind. Ich möchte mich dafür entschuldigen.“
Volker Isfort