Deutsches Theater in Geldnöten
Weil sich die Sanierung des Stammhauses verzögert hat, ist ein Finanzloch entstanden. Die Kapitalrücklage ist bald aufgebraucht, die Stadt muss zusätzliche Mittel locker machen.
MÜNCHEN Zeit ist Geld. Das zeigt sich gerade wieder beim Deutschen Theater, einem städtischen Problemkind. Die Sanierung des Stammhauses dauert länger als geplant (AZ berichtete). Und das führt zu einem Finanzloch bei der Musicalbühne. Die Stadt wird es stopfen müssen. Heute berät sich der Kulturausschuss in nicht-öffentlicher Sitzung.
Rückblick: 2008 fällt in der Spielstätte in der Schwanthalerstraße zum vorerst letzten Mal der Vorhang. Das Deutsche Theater zieht ins Zelt nach Fröttmaning. Im Traditionshaus beginnt die 80 Millionen Euro teure Sanierung, die eigentlich noch 2011 abgeschlossen werden sollte. Doch dann werden Schäden am darunter liegenden U-Bahntunnel entdeckt. „Das hat zu einer Verzögerung geführt“, heißt es bei der Deutschen Theater Grund- und Hausbesitz GmbH.
Der jetzige Zeitplan: Erst im April 2012 kann das Deutsche Theater voraussichtlich in die Schwanthalerstraße zurückkehren. Dann ist aber noch ein Probebetrieb nötig. Momentan wird damit gerechnet, dass der Spielbetrieb im Stammhaus frühestens ab Herbst 2012 wieder beginnen kann. Das heißt: Die Interims-Lösung im Münchner Norden wird wohl bis übernächstes Frühjahr dauern. Dabei geht das Zelt ins Geld – jährlich sind 2,2 Millionen Euro fällig.
„Insgesamt ist es ein knappes Jahr Verzögerung“, sagt CSU-Stadtrat Richard Quaas. Und das kann das Theater nicht stemmen. Derzeit ist in der städtischen Haushaltsplanung zwar schon ein Betriebszuschuss von 1,7 Millionen Euro vorgesehen. Doch das reicht noch nicht für die Finanzierung des Spielbetriebs in Fröttmaning. Seit 2008 wurde der Rest gedeckt, in dem man in die Kapitalrücklage griff – die war extra ein wenig aufgestockt worden. Der Plan: Bis Herbst 2011 sollte das Deutsche Theater ohne zusätzliche Haushaltsmittel der Stadt auskommen. Doch daraus wird wohl nichts.
Schon in den vergangenen zwei Jahren ist tiefer in die Reserve gegriffen worden als geplant. Allein 2009 musste der Kulturbetrieb einen Jahresfehlbetrag von mehr als 1,5 Millionen Euro decken.
Aus heutiger Sicht sei davon auszugehen, dass die Deutsche Theater München Betriebs GmbH „spätestens ab 2011 zur Weiterführung des Unternehmens einen zusätzlichen Finanzbedarf benötigt“, erklärt das Kulturreferat in einer nicht-öffentlichen Beschlussvorlage. Spätestens im Jahresverlauf 2011 werde die Kapitalreserve aufgebraucht sein. Wie viel die Stadt dann drauflegen muss – zusätzlich zum üblichen Zuschuss – ist noch unklar.
Sicher ist aber, dass die Kommune nicht lang fackeln wird. Eine Insolvenz ist keine Alternative. Sonst wären die Ausgaben für die Sanierung und der Batzen Zuschussgelder vergeblich gewesen. CSU-Stadtrat Quaas: „Den Geldhahn auf der Zielgeraden abzudrehen, wäre ein schwerer wirtschaftlicher Fehler.“ Julia Lenders
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