Deutsches Theater: Das Sanierungs-Drama
80-Millionen-Projekt Deutsches Theater: Immer teurer, immer langwieriger. Der Aufsichtsrat ist „sehr unzufrieden“. Sogar eine Trennung vom Architekten und Projektmanager stand zur Debatte.
München - Die Sanierung des Deutschen Theaters steht unter keinem guten Stern – so viel ist inzwischen so ziemlich jedem klar geworden. Die Kosten mussten bereits nach oben korrigiert, der Zeitplan nach hinten verschoben werden. Zwischendrin brannte es auch noch auf der Baustelle (AZ berichtete).
Kein Wunder, dass die Auftraggeber alles andere als zufrieden mit dem Ablauf der Arbeiten sind.
Genau darum ging es zuletzt in einer Sondersitzung des Aufsichtsrats. Zwei Stunden lang ist diskutiert worden.
Weitere Forderungen von Architekten stehen im Raum
Nach AZ-Informationen hat das Gremium sogar erwogen, sich vom Projektmanager (Firma Drees & Sommer) und vom Architekten (Doranth Post Architekten) zu trennen.
Ein Jurist soll aber abgeraten haben, um weiteren wirtschaftlichen Schaden abzuwenden.
Auch gibt es schon erste Stimmen, die befürchten, dass der Zeitplan erneut in Gefahr sein könnte – wenn der Winter hart wird und die weiteren Bauarbeiten beeinträchtigt. Ursprünglich war mal geplant gewesen, dass die Produktionen, die derzeit übergangsweise in Fröttmaning laufen, heuer wieder ins Stammhaus zurückkehren. Bis jetzt ist von Frühjahr 2013 die Rede. Wenn es denn dabei bleibt.
Im Raum stehen laut AZ-Information auch weitere Architekten-Forderungen, die die Kosten für das bereits gut 80 Millionen Euro teure Projekt noch weiter erhöhen könnten.
Fakt ist: Viel ist derzeit in der Schwebe, einige Prüfverfahren laufen.
Aufsichtsratschef Hep Monatzeder will sich zu den Interna nicht äußern. Er bestätigt lediglich, „dass man sehr unzufrieden ist, mit dem, was da abgeliefert wird“. Er gehe aber noch davon aus, dass der Zeitplan gehalten werden könne. „Aber das bedeutet, dass sich alle am Riemen reißen müssen“, mahnt der Bürgermeister. Was bleibt ihm auch sonst übrig?
Auch eine weitere Kostenexplosion will Monatzeder aktuell noch nicht sehen: „Wir haben noch einen Kostenpuffer drin. Wenn nichts Unerwartetes passiert, müssten wir damit auskommen.“
Der Brand im August war wenigstens ein Versicherungsschaden
Bei der „Deutsches Theater Grund- und Hausbesitz GmbH“ sind auf AZ-Anfrage gar keine Auskünfte zu der Sondersitzung des Aufsichtsrats zu erhalten.
Ein kleiner Rückblick: 2008 fällt in der altersschwach gewordenen Spielstätte in der Schwanthalerstraße zum vorerst letzten Mal der Vorhang. Das Deutsche Theater zieht ins Zelt nach Fröttmaning. Im Traditionshaus beginnt die Sanierung, die eigentlich noch 2011 abgeschlossen werden sollte. Doch daraus ist heuer nichts geworden.
Denn es werden Schäden am darunter liegenden U-Bahntunnel entdeckt. Der Ablauf verzögert sich. Immer wieder gibt’s Probleme. Theater ums Theater. Die Sanierung gerät zum Drama. Erst im Mai hatte die AZ berichtet, dass sie um 2,3 Millionen Euro teurer wird. Der Brand im August war wenigstens ein Versicherungsschaden.
Fortsetzung folgt. Und die könnte länger ausfallen, als den meisten lieb ist.
Probleme auch bei den Kammerspielen
Fehlende Brandschutzklappen und unauffindbare Feuerschutz-Pläne: Eine Prüfung des Revisionsamtes hat ergeben, dass bei den Kammerspielen der Brandschutz jahrelang stark vernachlässigt wurde.
Im Schauspielhaus (Maximilianstraße) und im Blauen Haus (Hildegardstraße) wiesen bei der letzten Kontrolle 2009 demnach 55 Prozent der Anlagen Mängel auf. Viele waren bereits 2006 festgestellt, aber nicht beseitigt worden. Einige stammten aus der Zeit vor 2004, als das Baureferat noch die Betreiberverantwortung inne hatte. „Im Laufe des Oktobers werden die Mängel abgearbeitet sein“, so der Kaufmännische Direktor Oliver Beckmann zur AZ.
In der Schwabinger Schauburg listete ein Experte im März 2010 stolze 156 Beanstandungen auf. „Das ist alles behoben“, sagt Oliver Beckmann. Und: „Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für Leib und Leben.“
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