Deutsches Museum - Tag der offenen Tür: Das gibt's in der Bibliothek zu sehen

München - Wollen Sie sportliche, historische Ferrari-Modelle nachschlagen? Oder die wertvollen Original-Illustrationen von Künstlerin und Naturforscherin Maria Sybilla Merians Südamerika-Reise ansehen?
Technik- und Wissens-Fans steht in der Bibliothek des Deutschen Museums nicht nur alles zur Technikgeschichte zur Verfügung. Münchner können sich ebenfalls in die größte deutsche Sammlung an Fachzeitschriften rund um Astronomie, Physik oder das Bauen vertiefen: etwa in die "Bayerische Schreinerzeitung" aus den 20er Jahren oder das "Archiv für Eisenbahnwesen", das Bergarbeiter-Magazin "Glückauf" von 1906 oder eine "Flugsport"-Ausgabe von 1939.
Die Bibliothek des Deutschen Museums ist die größte Museumsbibliothek in Deutschland. Sie steht jedermann offen, ist bislang aber eher Studenten, Sachbuch-Autoren und internationalen Forschern bekannt. Deshalb ist am Samstag, von 10 bis 18 Uhr, Tag der offenen Tür. Aber sind Bücher überhaupt noch interessant? "Ich mag es, dass Bücher Wissen transportieren. Romane lassen mich in eine andere Welt eintauchen. Bei den historischen Büchern hier verspricht jede Seite eine Erkenntnis. Selbst wenn die überholt ist, ist es für mich interessant zu sehen, wie das Weltbild damals war", findet Katherina Zok (29), die im Deutschen Museum als Bibliotheksassistentin arbeitet.
Die Bibliotheks-Mitarbeiterin bestreitet entschieden, dass das Medium Buch auf dem Rückzug sei: "Meine Freunde nehmen ein gebundenes Buch ganz bewusst als Kontrast zum Handy und zum Bildschirm in die Hand. Ein Buch zu lesen gibt Ruhe. Es ist schön, wenn die eigene Fantasie waltet und eigene Bilder produziert."
"Rara-Raum" voller Buch-Raritäten
Lust auf ein historisches Buch? Die Attraktion am Samstag werden Führung durch den "Rara-Raum" voller Buch-Raritäten sein. Dazu gibt Lesungen, Dikussionsrunden und einen großen Bücherflohmarkt.
Einige Höhepunkte der Sammlung stellen wir Ihnen hier vor.
Tag der offenen Tür am Samstag, 28. Oktober mit Führungen und Lesungen durch die Bibliothek. Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr
Der Herr der Bücher
Helmut Hilz (55), Leiter der Bibliothek des Deutschen Museums, führt Besucher durch das Magazin. Foto: Daniel von Loeper
Er lädt Münchner dazu ein, unendliche Bücherwelten zu entdecken – Helmut Hilz, Direktor der Bibliothek des Deutschen Museums. Er ist hier Herr über schwergewichtige Enzyklopädien, ledergebundene Kostbarkeiten, Fach-Zeitschriftensammlungen, wie "Elektrowärme international", und historische Telefonbücher. Diese leisten Rechercheuren oft wertvolle Dienste.
300 000 der eine Million Bände stammen aus dem 19. Jahrhundert bis 1950. Auch durch Schenkungen wächst die Präsenzbibliothek stetig (keine Ausleihe). Einer von Helmut Hilz Buch-Favoriten stammt von 1543: ein Original von Nikolaus Kopernikus – die Darstellung des heliozentrischen Weltbildes, mit der Sonne im Zentrum – die moderne Sicht des Planetensystems.
Rarität von 1493: die älteste Ansicht von München
Diese Ansicht von München stammt aus dem 15. Jahrhundert. Foto: Deutsches Museum
Kostbares Prunkstück des Raums der seltenen Bücher in der Bibliothek: Diese älteste Ansicht von München – aus der Schedel’schen Weltchronik von 1493.
Die kolorierte Stadt-Ansicht zeigt den Blick auf das mittelalterliche München von Osten her, München präsentiert sich hier als Stadt der Mauern, Türme und Bastionen – wobei die Türme der Frauenkirche noch haubenlos sind.
Das besondere: Farbprächtig und detailreich zeigt der wertvolle Holzschnitt auch das Alltagsleben Münchens im Mittelalter: die geparkten Flöße an der Isar und die geschäftige Holzwirtschaft am Ufer. In den Auen liegen große Mengen an Holzstämmen gestapelt, bereits zum Abtransport.
Übrigens: In Nürnberg gedruckt, gibt es heute 343 deutsche Exemplare dieses Buches mit Stadtansichten von Regensburg über Prag oder Jerusalem.
Miniatur-Buch ist das winzigste Druckwerk

Das kleinste Buch: hier präsentiert von Katherina Zok. Foto: Daniel von Loeper
Es ist das letzte seiner Art: Dieses Miniatur-Buch, als Erinnerung für Besucher der Berliner Gewerbeausstellung 1896 gedacht, zeigt Bilder der heutigen Hauptstadt.
Nur 2,5 mal drei Zentimeter groß ist es in blaues Leder gebunden. Das Leporello mit den ausziehbaren Seiten wird mit der mitgelieferten Lupe gelesen. Das winzige Druckwerk gehört auch zum Raritätenbestand der Museumsbibliothek.
Die Ananas der Forscherin Maria Sybilla Merian
Kunstvolle Illustration Merians: Die Ananas war um 1700 in Europa kaum bekannt. Foto: Daniel von Loeper
Sie war als Wissenschaftlerin und Illustratorin erfolgreich – Maria Sybilla Merian. Die Bibliothek des Deutschen Museums stellt in einer Vitrine ihre Ananas-Illustration aus – in ihrem seltenen und wertvollen Buch über die Insekten Surinams, 1719 in Amsterdam erschienen. "Viele verbinden Wissenschafts- und Technikgeschichte mit Männern. Wir freuen uns, Werke berühmter Frauen zu zeigen", sagt Bibliotheksdirektor Helmut Hilz.
Die Künstlerin und Naturforscherin Maria Sybilla Merian, die zeitweise in Nürnberg lebte, starb 1717, hat also ein 300. Jubiläum. Von ihrer dreijährigen Reise nach Südamerika, zusammen mit ihrer Tochter, brachte sie kistenweise exotische Pflanzen mit, die sie zu Hause dokumentierte.