Deutsches Museum: Mit einem Klick in die Ausstellung
München – Die Arbeit als Wegbereiter der Moderne ist die größte Leistung der Naturwissenschaft“, sagt Prof. Wolfgang Heckl, Gebneraldirektor des Deutschen Museums. Ganz in diesem Sinne heißt das Deutsche Museum seine Besucher jetzt auch im World Wide Web willkommen. Per Videotechnologie wurde der große Saal mit der Schifffahrtsausstellung erfasst. Über die Internetseite können Besucher so virtuell zwischen den Exponaten herumlaufen.
Macht sich das Deutsche Museum damit nicht selbst Konkurrenz? Wolfgang Heckl macht sich da keine Sorgen: „Die digitale Ausstellung soll Lust machen, auch selbst vorbeizukommen. Am liebsten sind uns die Besucher, die die Aura des Originalen spüren und mit allen Sinnen erfassen wollen“, erklärt er.
Erst vor kurzem sorgte das Museum für Aufmerksamkeit, als es ein Partnerprojekt mit Google vorstellte. 320 der wichtigsten Exponate wurden dafür in hochauflösenden Bildern digitalisiert und sind seitdem über die Seite des Google Cultural Institute abrufbar. Durch die Ausstellungen laufen können die Besucher hier allerdings nicht. Die Videoerfassung beschränkt sich auf die Schifffahrtsausstellung.
Das Problem ist die schwierige Rechtslage. Die Rechte für Street-View-Aufnahmen liegen bei Google. „Wir müssten die Rechte an unserer Ausstellung dann abtreten Da kommen aber auch die Rechte vieler Dritter hinzu, da wird es schon komplizierter“, erklärt Bernhard Weidemann.
So müssen sich die virtuellen Besucher mit den Bildern der einzelnen Objekt zufriedengeben. Ein besonderes Objekt ist die Taschenrechnerplatine mit dem ersten kommerziellen Mikroprozessor. So nah wie mit dem Computerzoom kommt man im Museum nicht an den sogenannten „weißen Chip“ heran. Das liegt an der hochauflösenden Gigapixel-Technologie. Stück für Stück fotografierte ein Experte von Google die Platine ab und setzte die Einzelaufnahmen dann zu einem großen Bild zusammen.
„Das hat etwas einen halben Tag gedauert“, erinnert sich Bernhard Weidemann, Pressesprecher des Deutschen Museums, „wir hätten gern noch mehr Exponate in dieser Auflösung aber es wird wohl bei der Platine bleiben.“ Die anderen Aufnahmen in der Internet-Ausstellung hat das Deutsche Museum im Laufe der Zeit selbst gemacht.
Neben Stücken aus der dauerhaften Sammlung sind auch kuratierte Ausstellungen zu sehen. „Geliebte Technik der 50er Jahre“, „Kraftmaschinen“ und „Meisterwerke der Naturwissenschaft und Technik“ sind in dem virtuellen Museum erfasst, ebenso die Ausstellung „Wearable Computing“, die die Entwicklung von tragbaren Computersystemen dokumentier und im „echten Museum“ bereits geschlossen ist.
„Das ist der Vorteil des digitalen Museums. Wir können alte Ausstellungen wiederbeleben und immer zeigen“, so Weidemann. Außerdem können Stücke gezeigt werden, die sonst eingelagert sind. Rund 100 000 Objekte umfasst die Sammlung, „nur“ etwa 25 000 davon sind in den Ausstellungen zu sehen.