Deutsches Museum: Kampf ums Überleben

Das Deutsche Museum muss für 400 Millionen Euro saniert werden sonst steht es vor dem Aus. Nun werden Investoren gesucht, doch Staat, Freistaat und Stadt allein können die Kosten nicht schultern. Wofür eine Geldspritze unbedingt nötig wäre.
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Steht vor dem Aus, wenn nicht bald Geld aufgetrieben wird: Das Deutsche Museum.
Ronald Zimmermann Steht vor dem Aus, wenn nicht bald Geld aufgetrieben wird: Das Deutsche Museum.

MÜNCHEN - Das Deutsche Museum muss für 400 Millionen Euro saniert werden sonst steht es vor dem Aus. Nun werden Investoren gesucht, doch Staat, Freistaat und Stadt allein können die Kosten nicht schultern. Wofür eine Geldspritze unbedingt nötig wäre.

Wäre das Deutsche Museum ein Mensch, würde man sagen, er ist lebensgefährlich erkrankt. Jahrzehntelang habe Münchens beliebtestes Museum von seiner Substanz gelebt und sei jetzt „innerlich so weit ausgezehrt, dass die Situation bedrohlich ist“, stellte die Unternehmensberatung McKinsey bereits 2003 fest. Und: Es stehe „unmittelbar vor dem Aus“, wenn es gesetzliche Auflagen (z.B. Brandschutz) nicht mehr erfüllen oder aufgrund zusammenbrechender Infrastruktur den Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten könne. Etwa zehn Jahre, schätzt Museums- Sprecher Bernhard Weidemann, könnten Mängel noch oberflächlich vertuscht werden. Dann ginge nichts mehr.

Die Unternehmensberater verordneten dem Patient Deutsches Museum eine Finanz- Spritze in Höhe von 300 bis 400 Millionen Euro, um auf Dauer überleben zu können. Konkret müsste mit dem Geld folgendes getan werden:

Neubau eines Depots

Derzeit lagert ein Großteil der Exponate, die nicht gerade im Museum gezeigt werden, im Keller des Gebäudes. Das Problem: Dort sind die wertvollen Stücke bedroht von Hochwasser. Weil in dem Keller außerdem Verund Entsorgungsleitungen sind, die gewartetwerden müssen, kriegen es die Exponate auch mit Staub und Schmutz zu tun – eine untragbare Situation. Ein neues Depot nahe der Flugwerft in Oberschleißheim wäre der Traum der Museums- Verantwortlichen, ist aber kostspielig.

Sanierung der Museums-Substanz

Das Museum, das 1925 eröffnet wurde, wurde im 2. Weltkrieg stark zerstört, schnell wieder aufgebaut und seitdem fast gar nicht saniert. „Bei der Konzeption neuer Ausstellungen haben wir größte Probleme mit dem Brandschutz“, sagt Weidemann. „Das Gebäude muss vom Dach bis zum Keller auf den neuesten Stand gebracht werden.“ Wenn das passiert, muss das Museum abteilungsweise geschlossen werden; der Zeitpunkt ist allerdings noch unklar.

Erneuerung der Ausstellungen

Im Schnitt sind die Ausstellungen 18,2 Jahre alt. Das mag in der Abteilung Bergbau, wo es die letzten Jahre keine großen Neuerungen gab, okay sein. „Aber im Bereich der Biound Nano-Technologie hinken wir hinterher. Dazu kommt, dass vieles heutzutage aufwändiger und damit teurer zu erklären ist, sagt Weidemann. „Wie erklärt man einem Besucher z.B. die Funktionsweise vonMikrochips oder Leuchtdioden?“ Am Montag erhielt Museums- Chef Prof. Wolfgang M. Heckl das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der BRD. Dabei wurden seine „herausragenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Leistungen“ gewürdigt. Die braucht Heckl jetzt dringender denn je. Denn allein mit den Mitteln von Stadt, Land und Bund (jährlich insgesamt etwa 32 Millionen Euro) kann der Patient Deutsches Museum nicht gerettet werden. Heckl verhandelt daher auch mit der Privatwirtschaft. „Man könnte sagten“, meint Weidemann, „die Diagnose ist gestellt. Jetzt brauchen wir nur noch gute Ärzte, umzu überleben.“ Hoffentlich klappt’s mit der privaten Zusatzversicherung.

Daniela Transiskus

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