Deutsches Museum: Feiern für die Wissenschaft

Sieben Jahre wurde ein Teil des Deutschen Museums saniert. Jetzt eröffnet es mit einem Fest. Was alles anders ist - und was wir vermissen werden.
von  Christina Hertel
Per Knopfdruck eröffnen Generaldirektor Wolfgang Heckl und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den neuen Abschnitt im berühmtesten "Knöpferl-Drück-Museum".
Per Knopfdruck eröffnen Generaldirektor Wolfgang Heckl und Ministerpräsident Markus Söder (CSU) den neuen Abschnitt im berühmtesten "Knöpferl-Drück-Museum". © Daniel von Loeper

München - Es gibt diese Erinnerungen, die Menschen gleicher machen, egal wie unterschiedlich sie sein mögen. Dazu zählt: der erste Besuch im Deutschen Museum. An der Hand von Papa vor dem Faradayschen Käfig stehen, beobachten, wie der Blitz von der Decke hinab saust, mit einer Mischung aus Angst und Faszination.

Der bayerische Wissenschaftsminister Markus Blume (CSU) und Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) teilen diese Erinnerung, erzählen sie bei der Eröffnung des ersten sanierten Abschnitts des Deutschen Museums. Und da geht es ihnen wahrscheinlich wie vielen anderen.

Denn schließlich sind etwa die Hälfte der 1,5 Millionen Besucher, die im Jahr in das Museum strömen, Kinder und Jugendliche, sagte der Generaldirektor Wolfgang Heckl bei der Eröffnungsfeier.

Teil-Sanierung nach sieben Jahren beendet

Sieben Jahre wurde dieser 20.000 Quadratmeter große Bereich saniert. Alleine alle Exponate auseinanderzulegen und aus dem Museum zu schaffen, dauerte neun Monate. Doch nun steht schon die nächste Baustelle an: Denn bis 2028 wird das restliche Museum saniert.

Heute Mittag um 12 Uhr eröffnet der neue Bereich zum ersten Mal für die Öffentlichkeit - mit 19 neuen Teilausstellungen. Die Idee des "Knöpferl-Drück-Museums" sei weiterentwickelt worden, sagt Museumsdirektor Heckl.

Jetzt gebe es dort auch viel Digitales zu erleben. Gleichzeitig soll das Deutsche Museum bleiben, wie es immer war: ein Ort, der Wissenschaft nicht nur konserviert, sondern erleb- und begreifbar macht.

Ein Museum zur "Volksbildung und Volksbelustigung" wollte der Gründer Oskar von Miller vor gut 120 Jahren schaffen. Oktoberfeststimmung wünschte dieser sich bei der Eröffnung. Und so passt es, dass es von Freitag bis Sonntag auf der Museumsinsel ein kostenloses Fest geben wird. Mit Science-Shows, Musik und Workshops von 12 bis 23 Uhr.

Ausprobieren, ob einem die Blitze in der Hochspannungsanlage immer noch so viel Angst einjagen wie damals als Kind, kann man allerdings nicht mehr. Die Abteilung für die Starkstrom-Experimente ist jetzt mit der Sanierung dran und wird deshalb für Jahre geschlossen.

Und noch eine Abteilung, mit der viele Kindheitserinnerungen verbinden, bleibt zu: das Bergwerk. Doch anders als beim Faradayschen Käfig ist noch unklar, ob der Museums-Stollen wieder zurückkehrt. Die Sanierung soll etwa zehn Millionen Euro kosten - und womöglich ist das zu teuer (AZ berichtete).

Bund und Freistaat zahlen 750 Millionen Euro

Die BR-Journalistin Carolin Matzko, die die Eröffnung am Donnerstag moderierte, sammelte jedenfalls schon Gelder. Sie erzählte auf der Bühne, wie sie einen reichen Unternehmer in einem italienischen Restaurant in Unterhaching überredete, 10.000 Euro zu spenden. Er hatte in dem dunklen Stollen zum ersten Mal ein Mädchen geküsst. Auch Generaldirektor Wolfgang Heckl hofft, dass das Bergwerk zurückkehrt.

Auf Geld von der Stadt München kann er wohl nicht hoffen, wie Oberbürgermeister Reiter betonte. Aber vielleicht auf einen Ort für eine Zwischennutzung: Denn 60 Meter tief unter dem Hauptbahnhof plant die Stadt einen neuen U-Bahnhofhof. Weil sich die Zweite Stammstrecke so sehr verzögert, steht das Projekt auf der Kippe. Zumindest einen Museumsstollen könnte man dort einrichten, scherzte Reiter - falls nie eine U-Bahn dort hält.

Knuddelstimmung bei Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD).
Knuddelstimmung bei Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD). © Daniel von Loeper

Er sei froh, dass er sich überreden ließ, so viel Geld in das Museum zu stecken, sagte Ministerpräsident Markus Söder (CSU). Insgesamt zahlen Bund und Freistaat 750 Millionen Euro.

Hinter dem Deutschen Museum steckt für Söder die Philosophie, dass "Technik die Welt verbessern kann". Sein Beispiel: der Corona-Impfstoff, der so schnell entwickelt wurde wie kein zweiter.

Der Bioreaktor, in dem die erste Charge Biontech hergestellt wurde, steht übrigens inzwischen auch im Deutschen Museum.

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