Deutsches Museum braucht neuen Planer: Büro ging schon Pleite
München - Unmittelbar bevor die zweite Hälfte des Deutschen Museums schließt - und der erste, generalsanierte Teil mit 20 neu konzipierten Ausstellungen wieder öffnet - ist das Haus mal wieder auf der Suche nach einem neuen Architekturbüro. 2019 war bereits ein Büro pleitegegangen - wodurch es zu zeitlichen Verzögerungen bei der Sanierung kam. Die AZ sprach mit Dieter Lang, dem Generalbevollmächtigten Bau im Museum, über die Hintergründe.
"Die Rahmenbedingungen sind heute andere", heißt es vom Museum
Es ist nicht einmal drei Jahre her, da feierte das Büro "RKW Architektur +", dass es den Zuschlag für die Museumsmodernisierung bekommen hatte. RKW hat bundesweit mehrere Niederlassungen, darunter eine in der Leopoldstraße.
Schmidt-Schicketanz ging Pleite und wurde verkauft
Bevor die Architekten den Großauftrag feierten, hatten andere allerdings eine Bruchlandung hingelegt: Das ursprünglich beauftragte Münchner Büro Schmidt-Schicketanz war bei dem Mammutprojekt pleitegegangen (AZ berichtete) und musste verkauft werden. Nun wird sich wohl ein drittes Büro neu einarbeiten müssen. Die Architektenleistung für das Großprojekt (veranschlagte Gesamtkosten: 750 Millionen Euro) ist vom Deutschen Museum auf einem Online-Portal neu ausgeschrieben worden.
Die Architektenleistung ist neu ausgeschrieben
"Unser Vergaberechtsanwalt hat uns die Neuausschreibung empfohlen - wie bei der Projektsteuerung auch", sagte Dieter Lang auf AZ-Anfrage. Er begründet das mit "formalen Gründen". RKW sei in einer "stark krisenhaften Situation" zum Deutschen Museum gekommen. Die Rahmenbedingungen seien andere gewesen als heute. "Damals sind wir noch davon ausgegangen, dass es schneller geht." Man habe 2019 Optionen vereinbart, die heute nicht mehr passen.
Fertigstellung der Sanierung hatte sich immer weiter verschoben
Wie berichtet, hatte sich die geplante Fertigstellung der Sanierung immer weiter verschoben. Derzeit wird davon ausgegangen, dass 2028 große Neueröffnung gefeiert werden kann - drei Jahre später als ursprünglich geplant.
Doch die Kosten für Baumaterialien sind in der Pandemie und seit dem Krieg in der Ukraine in die Höhe geschnellt, nun kommt auch noch die Inflation dazu. Unter Museumsleuten kursiert der Spruch: "Bau frisst Ausstellung". Damit ist gemeint: Je mehr die Sanierung koste, umso weniger bleibe für die Ausstellungen.
Bergwerk schließt, weil kein Geld da ist
Für den Publikumsliebling, die Bergwerkausstellung, ist beispielsweise laut Museumsleitung kein Geld da. Kurator Andreas Gundelwein, der zur Museumsleitung gehört, schätzt die Kosten für eine überarbeitete Wiederauflage auf rund zehn Millionen Euro. Die Ausstellung kann heute vorerst zum letzten Mal besucht werden. Dann schließt sie auf unbestimmte Zeit. Frühestens in zehn Jahren, schätzt Gundelwein, könne sie wieder öffnen - wenn sich Großspender finden.
Kommt es durch die Neuausschreibung nun erneut zu Verzögerungen und steigende Kosten? Laut Dieter Lang nicht. Das Büro, das den Zuschlag bekäme, hätte genug Zeit, sich "im Windschatten des laufenden Projektes" einzuarbeiten. Denn in den kommenden zwölf Monaten müssten erst die Exponate ausgeräumt werden, bevor es an die Werkplanung und Bauleitung geht. Der Entwurf für den zweiten Abschnitt stehe. "Das Büro RKW wird die Baugenehmigung noch fertigmachen und bald einreichen."
Bei dem jetzt ausgeschriebenen Auftrag geht es um ein Bauvolumen von 136,6 Millionen Euro und ein Architektenhonorar von 15,6 Millionen Euro. Abgabefrist ist der 4. Juli, 14 Uhr.
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