Deutsche Bahn: Neues Terminal am Rangierbahnhof München Nord für Cargo

Großprojekt zwischen Allach und Fasanerie: Auf dem Gelände des Rangierbahnhofs München Nord werden ab 2031 Container von der Schiene auf LKW umgeladen.
von  Von Eva von Steinburg
Andreas Witzel, Minister Christian Bernreiter und Klaus-Dieter Josel (von links) geben den Startschuss für das Großprojekt in München Nord.
Andreas Witzel, Minister Christian Bernreiter und Klaus-Dieter Josel (von links) geben den Startschuss für das Großprojekt in München Nord. © Eva von Steinburg

München - Tagsüber rollen vor allem Personenzüge über die Schienen – die schnellen mit Tempo 200. Abends und nachts ist das Schienennetz der Deutschen Bahn ebenfalls befahren. So rollen in der Dunkelheit schweren Güterzüge nach München hinein – und wieder hinaus.

Sie transportieren Tonnen an Metall-Schrott nach Italien, Schnittholz aus dem Bayerischen Wald oder Getreide. Es gibt Waggons für BMW-Neuwagen, auch Spezial-Tanks für Gefahrengut, wie Öl, Benzin, Chlor und anderen Chemikalien. Das System Schiene ist prädestiniert für den umweltfreundlichen Transport von schweren Gütern über weite Entfernungen.

Ab 2028 Baustelle: Der Rangierbahnhof München Nord in Allach.
Ab 2028 Baustelle: Der Rangierbahnhof München Nord in Allach. © Eva von Steinburg

Rangierbahnhof München Nord: 18 Hektar für neues Großprojekt

Am Rangierbahnhof München Nord, zwischen den Stadtteilen Allach und Fasanerie, werden ab 2031 weit mehr typische Güterzüge mit 740 Metern Länge ihr Ziel erreicht haben. Auf einer Fläche von 18 Hektar plant die Deutsche Bahn ein neues Münchner Großprojekt: 2028 soll Beginn der Baustelle für ein modernes Verlade-Terminal von der Schiene auf die Straße sein.

"Die Prognose ist, dass der Güterverkehr deutlich ansteigen wird. Güterverkehr ist effizient und klimafreundlich", erklärt der bayerische Bahnchef Klaus-Dieter Josel bei der Vorstellung des Projekts am Dienstag. 2022 seien 4,6 Milliarden Tonnen in Deutschland über die Schiene transportiert worden. Die Deutsche Bahn will den Anteil der Schiene am gesamten Güterverkehr bis 2030 von 18 auf 25 Prozent erhöhen.

Verlade-Terminal auf dem Rangierbahnhof: Cargo-Kapazität in München verdoppelt

Den Ort für das neue Cargo-Terminal kennen die wenigsten Münchner: Es ist das große Gelände des Rangierbahnhofs München Nord, sechs Kilometer lang, 450 Meter breit, eingerahmt von einem grünen Lärmschutzwall. Von der Dachauer Brücke können Autofahrer auf die Rangiergleise hinuntersehen. Von der Adresse Ludwigsfelder Straße 95 in Allach, geht jetzt schon eine Menge Cargo-Transporte Richtung Brenner. Weil München direkt am Bahn-Korridor Skandinavien – Mittelmeerraum liegt.

Andreas Schmied (58) arbeitet in der Rangierbahnhof-Verwaltung.
Andreas Schmied (58) arbeitet in der Rangierbahnhof-Verwaltung. © Eva von Steinburg

Die Verzahnung Schiene – Straße passiert bislang im Terminal Riem der Deutschen Bahn. Mit dem zweiten Terminal Allach wird die Cargo-Kapazität verdoppelt. Das passiert so: Ein Güterzug aus Italien kommt zum Beispiel am neuen Terminal an. In Zukunft stehen sechs Portalkräne bereit, die aus der Ferne gesteuert werden.

An vier Gleisen werden dann Überseecontainer und LKW-Sattelauflieger vom Güterzug direkt auf den LKW umgeladen – höchst modern und digitalisiert. Ein Beispiel: Ein LKW-Fahrer erfährt, wann der Zug mit seiner Ware einfährt. Er meldet sich über App zum Abholen an – und bekommt seinen Platz im Terminal zugewiesen. DB-Projektleiter Andreas Witzel sagt: "Das funktioniert an unserem Terminal in Riem schon sehr gut und geht relativ schnell."

Deutsche Bahn: "Grüne Lunge" in Allach bleibt erhalten

Mit der Einweihung des Brenner-Basistunnels um 2038 wird der Güterverkehr stark zunehmen. Um die Anwohner der Gleise in Trudering und in Daglfing vor mehr Lärm durch mehr Cargo-Transporte zu schützen, untersucht die Deutsche Bahn gerade zwei Varianten; eine Tunnellösung und eine neue Trasse, bestätigt ein Bahnsprecher.

Den Anwohnern des Rangierbahnhofs versicherte die Bahn am Dienstag, die "grüne Lunge" Allachs mit Birken, Sträuchern, kleinen Eidechsen, bleibe erhalten. Die Versiegelung sei gering. Öffentlich bleiben soll auch der Weg für Spaziergänger, Jogger und Radler, Jogger auf den Brücken über dem neuen Güterbahnhof.

"Idealer Standort" Rangierbahnhof: Droht nun Stau auf der A99?

Als "idealen Standort" bezeichnet der Bayerische Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) das Gelände des Rangierbahnhofs für das neue Terminal. Das Grundstück gehöre ja schon der Bahn. Einen Wald gäbe es nicht.

Über die A 99 sollen LKW in Allach ab 2028 die "Feinverteilung" der Güter vom Zug auf die Straße übernehmen. In Allach werden jährlich 300.000 Ladeeinheiten, sprich 300 000 Container oder LKW-Aufleger, von der Schiene auf den Lkw aufgeladen werden. Was bedeutet: Annähernd 300.000 Lkw mehr pro Jahr fahren auf der nahen A 99. Stau programmiert? Eine Anfrage der AZ an die Autobahndirektion Südbayern blieb am Dienstag unbeantwortet.

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