Designerdrogen: Immer wieder Angriffe auf Rettungskräfte

Immer häufiger werden Rettungskräfte angegriffen. Oft liegt das an neuen Drogen, die die Kosumenten aggressiv machen.
Ralph Hub |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Januar 2015: Ein 27-Jähriger ist mit seinem Sattelzug in eine Aral-Tankstelle auf der A3 bei Würzburg gekracht. Zuvor hatte er Drogen konsumiert.
dpa Januar 2015: Ein 27-Jähriger ist mit seinem Sattelzug in eine Aral-Tankstelle auf der A3 bei Würzburg gekracht. Zuvor hatte er Drogen konsumiert.

München - Designerdrogen sind gefährlich, jede Woche kommen neue hinzu. Ihr Konsum ist völlig unberechenbar und das macht sie so gefährlich, warnen Fachleute. Einige der Neuen Psychoaktiven Substanzen (NPS) wirken dabei ähnlich wie Speed oder Crystal Meth – sie putschen auf, halten wach und machen ungewöhnlich aggressiv.

Die Wirkung setzt schlagartig ein und kann über Tage anhalten. Bei manchen Konsumenten lösen Designerdrogen zudem psychotische Schübe aus, Wahnvorstellungen, Angstattacken bis hin zu Verfolgungswahn.

Einige Studien lassen vermuten, dass zwischen dem Konsum von synthetischen Cannabinoiden und akuten Psychosen ein Zusammenhang besteht. Sie können bei anfälligen Menschen psychotische Störungen auslösen beziehungsweise sie verschlimmern.

Die Wirkung dieser neuartigen synthetischen Cannabinoide ist, so schätzen Drogenexperten beim LKA, etwa viermal so stark wie der Cannabis-Wirkstoff THC.

Auf Drogen und aggressiv: Es kommt zum Angriff

NPS könnten mit ein Grund sein, weshalb Angriffe auf Polizisten und Notfallhelfer wie Sanitäter und Feuerwehrleute zunehmen. Mehr als 38.000 Gewalttaten wurden gegen Polizisten in Deutschland registriert. Das zeigen Zahlen des Bundeskriminalamts aus dem Jahr 2018. Auch Rettungsdienst und Klinikpersonal sehen sich zunehmend mit aggressiven Patienten konfrontiert.

"Die Zahl der Übergriffe auf Ärzte und Pflegepersonal ist in kürzester Zeit um mehr als die Hälfte gestiegen“, sagte unlängst Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) in einem Interview.

Patienten oder deren Begleiter seien gestresst und oft auch unter Drogen aggressiv. Eine enthemmende Wirkung, wie sie Fachleute eben jenen neuen Designerdrogen zuschreiben.

Im Januar 2015 beispielsweise krachte ein Sattelzug in den Verkaufsraum einer Aral-Tankstelle auf einer Rastanlage der Autobahn A3 bei Würzburg. Der Fahrer gab an, er habe einen Blackout gehabt. Der 27-Jährige erzählte später bei der Polizei, dass er und seine Begleiterin zuvor einen Joint mit einer Kräutermischung in der Kabine geraucht hatten.

Auf Schnell-Tests schlagen die neuen Drogen nicht an

"Normale Drogenschnelltests sprechen auf NPS nicht an“, sagt Jörg Beyser, Chef der Drogenfahndung beim LKA. Nur mittels einer kompletten Blutanalyse könne man sie nachweisen, doch die werde nur selten angeordnet, deshalb bleibe NPS oft unentdeckt, so Beyser. Zumal bei derartigen Vorfällen oft auch Alkohol im Spiel sei.

Zudem ändern Produzenten ständig die chemische Zusammensetzung der Drogen, was die Identifizierung der Substanzen erschwert und somit auch die Ursache für aggressives Verhalten verschleiert.

Im September 2017 griffen in Kleinhadern zwei Jugendliche Polizisten an. Die Beamten hatten die Jugendlichen mit einem Joint in einem Mehrfamilienhaus erwischt. Die Jugendlichen stießen die Polizisten die Treppe runter. Einer der Beamten zog seine Waffe. Erst da gaben die Angreifer auf.

"Patienten fallen durch Aggressivität, Krampfanfälle und psychotische Symptome auf“, heißt es im aktuellen Bericht des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit. Regelmäßiger Konsum könne, so warnen Fachleute, schnell zu immer höheren Dosen führen, was das Suchtpotential massiv erhöhe. Konsumenten können zudem nie genau wissen, welchen Wirkstoff sie zu sich nehmen und in welcher Konzentration.

Niemand weiß um die um die genauen Schäden der Drogen

Durch die schnelle Veränderung der Zusammensetzung sind die Auswirkungen von NPS auf den Körper kaum abzuschätzen, warnen Fachleute der Universitätskliniken München. "Niemand weiß, welche gesundheitlichen Schäden NPS auslösen“, sagt Michael Uhl, "dazu gibt es noch keinerlei Langzeitstudien.“ Gefährlich sind bereits die akuten Folgen.

In einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums ist eine ganze Liste aufgeführt: "Die Symptome reichen von Übelkeit, heftigem Erbrechen, Herzrasen und Orientierungsverlust über Kreislaufversagen, Ohnmacht, Lähmungserscheinungen und Wahnvorstellungen bis hin zum Versagen der Vitalfunktionen.“

Lesen Sie hier: Vitamin E-Öl spielt Rolle bei Toten durch E-Zigaretten

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.