Deshalb lief im gesamten Netz alles schief
München - Wer S-Bahn fährt, braucht stabile Nerven. War der Oktober in puncto Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit schon eine echte Zumutung (AZ berichtete), scheint der November die Pannenserie nun auf die Spitze zu treiben. Bauarbeiter demolierten bei der Modernisierung der Stammstrecke wichtige Datenkabel und lösten damit gestern Chaos im gesamten S-Bahn-Netz aus.
Die Münchner S-Bahn legt sich selbst lahm – ganz ohne Eis und Schnee. Die jüngste Panne toppt den Wintereinbruch vom 11. Oktober spielend. Arbeiter hatten am Mittwochabend im Tunnel unter dem Marienplatz an einer schwer zugänglichen Stelle versehentlich ein paar wichtige Strom- und Signalkabel gekappt. LZB
GEKAPPT Die Linienzugbeeinflussung, LZB genannt, ist die wichtigste Datenverbindung überhaupt auf der Stammstrecke. Nur mit Hilfe des LZB ist es möglich, stündlich in jede Richtung 30 Zügen durch das Nadelöhr zu lotsen. Technikern gelang es zwar noch in der Nacht den Schaden provisorisch zu reparieren. Doch ohne voll funktionsfähiges LZB war Chaos programmiert.
VERSPÄTUNGEN, AUSFÄLLE S-Bahnen hatten zwischen 30 und 40 Minuten Verspätung. Die Zusatzzüge für den Zehn-Minuten-Takt auf den Linien S2, S3 und S8 entfielen. Zehntausende Pendler saßen im Berufsverkehr fest. Die S1 fuhr ab Moosach ohne Halt bis zum Hauptbahnhof. Gleiches galt für die S6 ab Pasing und die S27 ab Heimeranplatz.
ZU VIELE PANNEN „Natürlich kann es bei Bauarbeiten zu unvorhergesehenen Störungen kommen", sagt Andreas Nagel, Sprecher der Aktion Münchner Fahrgäste. „Aber die Summe der Störungen im S-Bahnbereich ist einfach zu hoch.“ Zuletzt hatten neben technischen Problemen immer wieder Notarzteinsätze oder Personen im Gleis für Ausfälle und Streckensperrungen gesorgt.
PANNENHILFE Den kompletten Donnerstag über versuchte man bei der Bahn, Ersatzteile für die beschädigten Bauteile zu organisieren. In der Nacht auf Freitag, so der Plan, sollen sie eingesetzt werden. Läuft alles glatt, so ein Bahnsprecher, „müsste am Freitagmorgen der S-Bahn-Verkehr hoffentlich wieder regulär laufen“.
ARBEITEN NUR NACHTS Gearbeitet wird an der Stammstrecke hauptsächlich nachts, wenn weniger Züge fahren. Deshalb dauert der Umbau länger. „Uns stehen nachts rund fünf Stunden zur Verfügung. In dieser Zeit besteht der Bautrupp aus bis zu 30 Leuten“, sagt Projektleiterin Lea Kuhnen.
SO GEHT’S WEITER Am nächsten Wochenende und am 30. November/1. Dezember wird der Bahnhof Donnersbergerbrücke noch einmal teilweise gesperrt. Fahrgäste müssen dann wieder zwischen Ostbahnhof und Pasing in Pendelzüge umsteigen. In den kommenden Wochen wird betoniert, was die Maschinen hergeben. Die groben Arbeiten sollen 2013 erledigt sein. Das neue Bahnsteigdach soll in den nächsten Wochen eingedeckt werden, damit die Fahrgäste im Winter nicht Schnee und Regen ausgesetzt sind.
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