Des Kaisers Knöllchen Teil III

Drei Beamte klagen gegen ihre Sudpendierung. Sie hatten Franz Beckenbauers Strafzettel gelöscht. Der Kaiser hatte es ziemlich eilig gehabt im Juni 2005: 74 statt der erlaubten 30 Stundekilometer.
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Hatte es eilig: Franz Beckenbauer
dpa Hatte es eilig: Franz Beckenbauer

Drei Beamte klagen gegen ihre Sudpendierung. Sie hatten Franz Beckenbauers Strafzettel gelöscht. Der Kaiser hatte es ziemlich eilig gehabt im Juni 2005: 74 statt der erlaubten 30 Stundekilometer.

Knöllchen- Affäre um Franz Beckenbauer: Ab morgen stehen Kriminaloberkommissar Edwin L. (43) und Polizeiobermeister Franz S. (40) wieder vor Gericht. Sie hatten mit Hilfe eines KVR-Beamten (58) ein Verkehrsdelikt von Beckenbauer aus dem Polizeicomputer getilgt. Dafür flogen das Trio aus dem Dienst (AZ berichtete).

Dagegen zogen sie in Berufung. Die beiden Polizisten stehen jetzt schon vor dem Bayerischen Verwaltungsgerichtshof (VGH). Ein weiterer Skandal: Die suspendierten Beamten beziehen seit Ende 2005 weiterhin gekürzte Bezüge aus der Staatskasse.

74 Stundenkilometer statt der erlaubten 30

Rückblick: Am 10. Juni 2005 rauschte Beckenbauer in einem Audi A 8 an einer Baustelle in der Candidstraße in eine Radarfalle. Auf dem Beifahrersitz Heidi, damals noch Lebensgefährtin, heute seine Frau. Statt 30 hatte der Präsident des FC Bayern 74 Stundenkilometer drauf.

Die Folgen wären gewesen: 250 Euro Bußgeld und ein Monat Fahrverbot. Doch dazu kam es nicht, die Knöllchen-Affäre begann: Heidi Beckenbauer habe ganz beiläufig von dem Verkehrs- Fauxpas mit dem Fuhrparkleiter des FC-Bayern gesprochen. Der soll dann auf eigene Faust Kriminaloberkommissar Edwin L. kontaktiert haben: „Edwin, kannst du da was machen?“ Der Beamte, der in seiner Freizeit bei Bayernspielen als Ordner arbeitet, wusste Rat. Er rief seinen Kollegen und Spezl Franz S. von der Verkehrsüberwachung an. Das Problem: Der Blitzer gehört der Stadt und somit war das Kreisverwaltungsreferat (KVR) zuständig.

Franz S. kontaktierte also einen Freund im KVR. Mit der von Edwin L. präsentierten Begründung (Der Audi gehöre dem Audiwerk in Ingolstadt) wurde der Fall eingestellt. Zeitweise ging der Wagen an den FC Bayern. In der fraglichen Zeit wurde der Audi aber für einen verdeckten Polizeieinsatz genutzt. Als eine KVR-Mitarbeiterin die Akten im Keller in die Schränke einsortieren wollte, entdeckte sie das Blitzfoto des Kaisers und schlug Alarm.

Doch um Beckenbauer zu bestrafen, war es zu spät. Der Fall war nach drei Monaten im juristischen Sinn verjährt. Seine drei „Ausputzer“ versuchen jetzt in zweiter Instanz ihre Jobs zu behalten. Finanziell konnten sie die Zeit gut überbrücken. Edwin L. bekam monatlich ein gekürztes Nettogehalt von 2700 Euro, sein Kollege zirka 1400 Euro und der KVR-Beamte wurde – so lange sein Verfahren läuft – bei vollen Bezügen (2630 Euro) ins Standesamt versetzt. Beamter müsste man sein.

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