Derblecken: CSU fordert Barnabas-Boykott

Die Starkbier-Wogen sind noch nicht geglättet: Nach dem Derblecken auf dem Nockherberg fragt ein CSU-Abgeordneter seine Parteifreunde: „Wollt’s ihr da wieder hingehen?“ Kabarettist Lerchenberg gibt Contra.
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Prost Salvatorgemeinde: Michael Lerchenberg als Bruder Barnabas
ap Prost Salvatorgemeinde: Michael Lerchenberg als Bruder Barnabas

KREUTH/MÜNCHEN - Die Starkbier-Wogen sind noch nicht geglättet: Nach dem Derblecken auf dem Nockherberg fragt ein CSU-Abgeordneter seine Parteifreunde: „Wollt’s ihr da wieder hingehen?“ Kabarettist Lerchenberg gibt Contra.

Die Ausläufer des Münchner Nockherbergs überschatten jetzt sogar ein kleines Tal hinterm Tegernsee: In Kreuth rief am Samstag der Beauftragte der Bundesregierung für Tourismus, Ernst Hinsken, die CSU zum Boykott des Starkbier-Anstichs auf. Er forderte die Absetzung von Fastenprediger Michael Lerchenberg. Der sei menschenverachtend bei seinem Politiker-Derblecken gewesen.

Es war auf der Klausurtagung des CSU-Vorstandes. Die zweitägige Marathonsitzung war fast beendet. Zum Abschluss durfte jeder der Teilnehmer ein Schlusswort sprechen. Ernst Hinsken ergriff das Wort und schoss zum Erstaunen des Gremiums eine volle Breitseite ab gegen den Nockherberg . Vor allem der Umgang mit dem Münchner CSU-OB-Kandidaten Seppi Schmid habe alle Grenzen überschritten. „Wollt’s Ihr da vielleicht wieder hingehen?“, fragte der niederbayerische Bundestagsabgeordnete seine Parteifreunde.

Der Spott traf vor allem Seppi Schmid

Doch Landesgruppenchef Peter Ramsauer, der von Lerchenberg besonders böse hergewatscht worden war, Wirtschaftsminister Michael Glos, Parteichef Erwin Huber und Ministerpräsident Günther Beckstein zeigten keinerlei Reaktion. Eine Diskussion war in der Runde nicht mehr vorgesehen.

Münchens OB-Kandidat war bei der diesjährigen Fastenpredigt von Lerchenberg zum Aufstehen aufgefordert worden: „Damit man sieht,wer sie gewesen sind“, frotzelte Barnabas anschließend. Schmid musste daraufhin den Spott der Salvator- Gemeinde über sich ergehen lassen.

Erst am Dienstag hatte sich Beckstein selbst über das Politiker- Derblecken empört und geklagt: „Der Nockherberg ist eine Veranstaltung von Menschenfressern.“ Die fränkische Variante auf dem Fasching von Veitshöchheim sei dagegen Hochkultur.

"Dünnhäutigkeit der CSU"

Für Fastenprediger Michael Lerchenberg zeugen derartige Äußerungen „von der wahnsinnigen Dünnhäutigkeit“, die die CSU derzeit an den Tag legt. „Gerade in Bezug auf Seppi Schmid sieht man, wie schlecht die Partei mit Niederlagen umgehen kann und dass sie permanent damit beschäftigt ist, Sündenböcke zu finden.“ Lerchenberg betonte, dass noch nie ein OB-Kandidat der CSU auf dem Nockherberg so ausführlich behandelt worden wäre, wie der aktuelle Ude-Herausforderer: „Ich würde sogar behaupten, dass ich durch meine Rede zu seinem höheren Bekanntheitsgrad beigetragen habe“, sagte der Kabarettist, der derzeit noch nicht weiß, ob er noch einmal als Fastenprediger beim Derblecken auftreten darf: „Bisher gab es noch keine Gespräche mit der Brauerei.“

Nach Ende der Klausur versuchte Beckstein am Samstag im Gespräch mit der AZ, die Starkbier-Wogen zu glätten. „Ich habe mich über einen Punkt geärgert“, räumte er ein. „Aber dass man insgesamt den Nockherberg als Teil der Fastenzeit erhalten muss, ist klar. Derblecken ist eine wichtige Kultveranstaltung für Bayern.“

Auch CSU-Chef Erwin Huber ist da leidensfähig: „Wir sind in der CSU so freundliche Leute, dass wir, wenn wir eingeladen werden, auch kommen.“

Angela Böhm, Daniel Aschoff

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.