Der Zündler von Tölz

Ein Münchner Heizungsbauer gesteht, das Haus ehemaliger Kunden angezündet zu haben – laut Anklage wollte er damit Pfusch vertuschen.
von  Abendzeitung
Vor Gericht: Heizungsbauer Johann W. (49) bedeckt sein Gesicht
Vor Gericht: Heizungsbauer Johann W. (49) bedeckt sein Gesicht © Mike Schmalz

MÜNCHEN - Ein Münchner Heizungsbauer gesteht, das Haus ehemaliger Kunden angezündet zu haben – laut Anklage wollte er damit Pfusch vertuschen.

Er spricht mit leiser Stimme Ungeheuerliches aus: Heizungsbauer Johann W. (49) gab vor Gericht zu, das so genannte „Jägerhaus“ in Bad Tölz am 28.August 2007 in Brand gesteckt zu haben. Schaden: 250000 Euro. Menschen wurden keine verletzt, da die Hausbewohner gerade im Urlaub waren. Der Handwerker lag im Streit mit den Hauseigentümern, die seine Arbeit bemängelt hatten und eine Rechnung nicht begleichen wollten.

Dass er mit der Brandstiftung ein betrügerisches Abrechnen für seine Heizungsarbeiten verdecken wollte, wie ihm die Anklage vorwirft, bestritt Johann W.. Auf die Frage des Vorsitzenden Richters nach dem Warum, erklärte er nur: „Warum weiß ich nicht.“

Nicht zum Fischen, sondern zur Brandstiftung

Im Streit mit den Hauseigentümern habe er vielmehr immer wieder eingelenkt, Kritik an seinen Maßzahlen widerlegt und Mängel ausgebessert. Auch bei den Zahlungen sei er der Familie immer wieder entgegengekommen. Offen war laut Anklage am Schluss aber immer noch eine Zahlung von 4500 Euro. Darüber hatte sich eine zivilgerichtliche Auseinandersetzung entwickelt. Zu diesem Zweck war auch ein Gutachter bestellt worden, der wenige Tage später die Arbeit des Heizungsbauers überprüfen sollte.

Am Tattag war Johann W. von München nach Mittenwald gefahren und hatte dabei auf einem Straßenschild „Bad Tölz“ gelesen. „Da habe ich dran gedacht, dass die Familie gerade in Urlaub ist.“ Zuhause war eigentlich alles fürs Fischen vorbereitet. „Ich bin dann aber nicht zum Fischen, sondern nach Bad Tölz.“

Vor Gericht schilderte der Heizungsbauer dann, wie er in das Haus einbrach und den Brand legte. Laut Anklage steckte er das Haus an drei Stellen an und benutzte dafür Ölofenanzünder. Zuletzt entzündete er im Kellerabgang einen Computer und einen Laptop mit Papier aus Leitzordnern und Holz vom Kamin. Ihm sei dabei klar gewesen, so die Anklage, dass auf dem Computer Lichtbilder über seine Installationen vor dem Verputzen gespeichert waren.

Dass es nicht zur völligen Zerstörung des Hauses kam, ist einer Zeugin zu verdanken, die den Brand bemerkt und die Feuerwehr alarmiert hatte. Der geständige Brandstifter muss nun mit einer mehrjährigen Haftstrafe rechnen.

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