Der ZOB - ein Fall fürs Gericht

Zu wenig Fahrgäste, Busse und Kunden: Ladenbesitzer im Omnibusbahnhof kürzen die Miete – der Betreiber klagt dagegen.
von  John Schneider/Anne Hund
Architektonisch gelungen, konzeptionell verbesserungswürdig: Der zentrale Omnibusbahnhof an der Hackerbrücke
Architektonisch gelungen, konzeptionell verbesserungswürdig: Der zentrale Omnibusbahnhof an der Hackerbrücke © Martha Schlüter

 

Zu wenig Fahrgäste, Busse und Kunden: Ladenbesitzer im Omnibusbahnhof kürzen die Miete – der Betreiber klagt dagegen

MÜNCHEN Es läuft nicht rund am ZOB. Zu wenig Busse, zu wenig Fahrgäste, die den Zentralen Omnibusbahnhof nutzen und in der Einkaufspassage shoppen gehen.

Statt der in einem Prospekt der Hochtief Projektentwicklung versprochenen 8000 bis 10000 Menschen, die den ZOB täglich nutzen, kommt nur ein Bruchteil. Zu wenig, um den Betrieb eines Geschäfts dort lukrativ zu machen. Die Folge: Die betroffenen Geschäftsleute kürzten – mangels Einnahmen – die Miete. Und dagegen klagten jetzt die Projektentwickler von Hochtief. Allein der Munich Game Store, ein Laden für Video- und Computerspiele, sei ihnen 48000 Euro schuldig geblieben.

Das Problem sei, dass Hochtief eine Maklerfirma engagiert hatte, statt selber für seriöse Informationen zu sorgen, erklärt Beklagten-Anwalt Manfred Plautz. Die Makler aber seien in erster Linie daran interessiert gewesen, Verträge abzuschließen. Viele Informationen – wie die angebliche Schließung anderer Busbahnhöfe in München, die Zahl der Busreisenden oder der Bau einer Brücke vom ZOB zum S-Bahnsteig Hackerbrücke – seien schlicht falsch gewesen, sagt Plautz. „Bei korrekter Information hätte keines der Unternehmen einen Laden im ZOB angemietet.“ Tatsächlich würden sich gerade einmal 1500 Menschen täglich im ZOB aufhalten.

„Der Schaden für einen meiner Mandanten beträgt alleine 150000 Euro“, erklärt Manfred Plautz. Sein Vergleichsvorschlag: Die Klage auf Mietzahlung wird zurückgezogen, dafür verzichten seine Mandanten auf Schadenersatz. Doch darauf wollten sich die Projektentwickler Hochtief gestern nicht einlassen. Im November will das Gericht entscheiden, wie’s am ZOB weitergeht.

 

 


Wenig Bus, viel Bahnhof: Die Mieter im ZOB sind frustriert. Viele Geschäftsleute klagen über mangelnde Umsätze, weil die Kunden wegbleiben. Und manche Läden – wie die Vinzenzmurr–Filiale in der ZOB-Passage – stehen seit Wochen leer.

Auch unten, wo die Busse halten, herrscht im ZOB gähnende Leere. Nur zu Stoßzeiten, wie am Freitag zwischen 16 und 20 Uhr, seien die 17 Haltestellen für die Linienbusse voll ausgelastet, räumt Christian Rettenbacher von den Rotkreuzbetrieben (RKB) ein. Die RKB betreibt den Omnibusbahnhof, sie ist ein Tochterunternehmen des Bayerischen Roten Kreuzes.

„Auch wir sind im ZOB nur Mieter“, betont Rettenbacher. Er gehe davon aus, dass die Busse „zu etwa zwei Dritteln“ ausgelastet seien. Rettenbacher nüchtern: „Wir schreiben schwarze Zahlen, aber eine höhere Auslastung wäre wünschenswert.“

Insgesamt verfügt der Busbahnhof über 29 Plätze – zwölf davon für Touristenbusse, die auch mal länger parken. Pro Tag kostet der Stellplatz im ZOB für diese Busse 30 Euro. Vor allem halten am ZOB aber Linienbusse mit festen An- und Abfahrtszeiten. „Sie parken nur kurz, um Reisende ein- oder auszuladen“, erklärt Rettenbacher. Er rechnet mit etwa 95 Bussen am Tag, die im ZOB verkehren. Parkkosten bis zu einer Stunde: 7,50 Euro. Zum Vergleich: Bei den An- und Abfahrtszonen entlang des Altstadtrings zahlen Busfahrer nur fünf Euro, sie dürfen eine Stunde lang dort halten. Kein Wunder also, dass viele Busfahrer von auswärts lieber gleich am Isartor halten. Dort stehen sie auch gerne mal in zweiter Reihe – wohlgemerkt illegal. Der ZOB interessiert sie nicht.

 

 

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