Der Weiße Rabe ist umgezogen: Die AZ hat das Kaufhaus mit Sinn besucht
München - An diesem Ort geht es um Respekt. Respekt vor den Menschen: den Mitarbeitern und Kunden. Respekt aber auch vor den Waren, die hier gespendet und gekauft, sortiert und aufbereitet werden. Die davor bewahrt werden, auf dem Müll zu landen.
Das Gebrauchtwarenhaus des Weißen Raben ist ein Projekt, das gleich mehrere sinnvolle Zwecke verbindet. Zwei Filialen gibt es in München, eine ist jetzt vom Sendlinger Berg in die Drygalski-Allee nach Obersendling gezogen.
Hier wird alles verkauft- außer Spielzeug
Auf 800 Quadratmetern Verkaufsfläche bietet das Gebrauchtwarenhaus alles, was der Mensch im Alltag braucht. Flohmarkt-Liebhaber, Nachhaltigkeitsverfechter und geringverdienende Menschen finden hier Kaffeekannen, Teller, Tassen, Mäntel, Röcke, Hosen, Tische, Barhocker, Vitrinen, Lampen, Bücher, Fotokameras, Schlittschuhe, Yogamatten und viele weitere Kuriositäten.
Die Spielsachen hingegen sind unverkäuflich. Sie werden reserviert. Für Kinder aus Familien, die Grundsicherungsleistungen erhalten und sich gegen Gutscheine etwas Schönes aussuchen dürfen.

Verschiedene soziale Betriebe gehören dazu
Das Integrations- und Beschäftigungsunternehmen Weißer Rabe besteht aus verschiedenen sozialen Betrieben. Dazu gehören die Gebrauchtwarenhäuser. Die Waren werden direkt an den Laden gespendet oder kommen vom Entrümpelungs-Service des Weißen Raben, der bei Wohnungsauflösungen gebucht werden kann.
Teilweise stammen die Gegenstände aus alten Zeiten und sie alle tragen eine Geschichte in sich. Das alleine macht den Charme des Ladens aber nicht aus. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind herzlich und bemüht, die Atmosphäre ist tolerant und sehr entspannt.

Ein geschützter Raum
Hier werden Menschen beschäftigt, die es nicht leicht hatten im Leben und schon länger arbeitslos sind. In einem geschützten Rahmen können sie über einen begrenzten Zeitraum von drei Jahren wieder einen Einstieg in das gesellschaftliche und berufliche Leben finden. "Wir sind sehr froh um jeden unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter", sagt Stephanie Hong-Fichtinger, stellvertretende Betriebsleiterin der Filiale.
"Sie finden hier soziale Kontakte und vielseitige Tätigkeiten, sie fühlen sich gebraucht und sie können herausfinden, wo ihre Grenzen liegen." Die Arbeitsstunden pro Tag zum Beispiel, sie werden angepasst an die Möglichkeit jedes Einzelnen und mit der Zeit langsam erhöht.
"Ich fühle mich körperlich und geistig gefordert"
"Dass ich hier gelandet bin, ist das Beste, was mir passieren konnte. Ich habe wirklich eine schwere Zeit hinter mir", erzählt Jaqueline Weichselbraun. Die 49-Jährige arbeitet seit November letzten Jahres im Geschäft.

"Ich mag es, dass hier jeden Tag etwas Neues passiert. Ich treffe ständig neue Kunden, wir kriegen immer neue Waren." Sie genieße auch die Abwechslung bei der Arbeit, mal an der Kasse, mal beim Sortieren: "Ich fühle mich körperlich und geistig gefordert."
Verzögerter Umbau wegen Corona
Etwa zwei Jahre hat der Umbau der ehemaligen Polizeiinspektion gedauert. "Wegen der Pandemie kam es oft zu Verzögerungen", so Hong-Fichtinger. Umso mehr würden sich alle über die Neueröffnung freuen. Der Laden ist barrierefrei gestaltet, es wurden Aufzüge eingebaut, es gibt automatische Türöffner und eine große Umkleidekabine.

Das neue Gebrauchtwarenhaus in der Drygalski-Allee 33e hat von Montag bis Freitag von 10 bis 18 Uhr und am Samstag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Annahmezeiten für Sachspenden, Montag bis Freitag 10 bis 17.30 Uhr und Samstag 10 bis 14.30 Uhr.
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