Der Weinbauer: Comeback eines Münchner Originals
Die Familie Schmuck bewirtschaftet den „Weinbauer“. Und hält an der Tradition fest. Mit seinem 26-jährigen Sohn Franz junior betreibt der Wirt Franz Schmuck seit Mai die Gaststätte in der Fendstraße.
ALTSCHWABING Die Margarithen sind neu, die Tischplatten frisch geölt. Sonst hat sich nicht viel geändert im Altschwabinger Weinbauer. Und das ist gut so, findet Pächter Franz Schmuck. Mit seinem 26-jährigen Sohn Franz junior betreibt der Wirt seit Mai die Gaststätte in der Fendstraße. Touristen verirren sich nicht hierher. „Wir sind eine klassische Stadtteil-Wirtschaft mit Stammkunden“, sagt der Junior. „Man trifft sich auf ein Bier, isst, sitzt im Biergarten.“ Lounge-Atmosphäre, Thaicurry und Champagner – das gibt es nicht zwischen Buntglas, Herrgottswinkel und getäfelten Wänden. Dafür eine geradlinige Speisekarte: Schweinsbraten für 7,50 Euro, Rinderlende von der familieneigenen Metzgerei für 13,80 Euro. Danach Apfelkücherl mit Eis für 5,20 Euro oder ein Kaiserschmarrn zu 8,90 Euro.
Schon am Eröffnungsabend waren viele der 130 Plätze besetzt – mit Schwabingern. „Wir wussten gar nicht, dass der Weinbauer so viele Fans hat“, sagt Schmuck junior über seine Kneipe voller Münchner Gschichten: Der Anarchist Erich Mühsam trank hier seine Halbe in den 20er Jahren, OB Ude hatte als Student Hausverbot, weil er sich mit dem aufrührerischen Fritz Teufel traf. Als Michi Beck vom Bratwurst-Glöckl den Weinbauer in den 90er Jahren übernahm, hob er das Verbot gegen den OB auf. Beck wurde Hauptfigur des bisher letzten Akts der Wirtschaft: Als er „Mickey’s Delicatessen“ in Manila eröffnete, übergab er die Münchner Kneipe Hubertus Timmel. Dieser übernahm auch die Manila-Wirtschaft, als Beck nach einem Selbstmordversuch 2009 starb – der Weinbauer stand leer.
So bleibt der Weinbauer ein Original, das selbst junge Menschen anzieht. „Die wollen was Uriges“, sagt Schmuck junior. So wie er selbst. Zwar habe er im Königshof gelernt, „aber das Bayerische liegt mir mehr“. Ein Ritual hat er gleich eingeführt: Punkt 18 Uhr wird ein Holzfassl Hacker-Pschorr angezapft: „Ich übe schon mal für die Wiesn“, scherzt er. akk