Der Vermieter hat gekündigt! Paradiesvögel in Wohnungsnot
München - Zwei grantige Paradiesvögel sind am Schimpfen. „Das kann ja so gar nicht sein, was die behaupten“, sagt der eine. „Aber jetzt sind wir bedroht“, sagt der andere. „Ja, in Gefahr sind wir“, meint der eine. „Wo sollen wir denn hin?“, fragt der andere.
Die Zwillinge Stefan und Christian Öhlschläger stehen in ihrer Wohnung in Neuhausen. Dort stapeln sich Umzugskartons. Sie sammeln gern und viel. Gewand, alte Hifi-Geräte, VHS-Kassetten. Dazwischen stehen Käfige, jeder der beiden hat zwei Kaninchen. Jetzt muss alles raus.
Ihr Mietvertrag wurde gekündigt, sie sollen die Wohnung räumen. Sie haben vor Gericht dagegen gekämpft, aber verloren. Mehrere Gerichte haben die Kündigung bestätigt. Jetzt haben die Brüder Angst. „Wir brauchen jemanden, der uns hilft.“
In München sind die Öhlschläger-Brüder stadtbekannt. Sie sind Zwillinge mit blonden Mähnen und einem besonderen Kleidungsstil. Besonders bunt und besonders knapp ist der. Sie lieben grelle Farben, Neongrün und Glanzrosa zum Beispiel, schmücken sich gern mit bunten Plastikperlenbändern und schleppen auffällige Handtaschen.
„Sonst gibt es ja in der Stadt keinen mehr, der das trägt“
Und sie tragen die kürzesten, knalligsten Hotpants der Stadt. Auch im Winter. Da werden zwar ihre Jacken dicker, die Hoserl aber nicht länger. Damit man ihre schönen Beine sieht, sagen sie. Dazu gehen sie gerne mal bauchfrei.
Sie sind fest davon überzeugt, dass ihr Stil in München einzigartig ist: „Sonst gibt es ja in der Stadt keinen mehr, der so etwas trägt“, sagt Stefan Öhlschläger. „Und vor allem gibt es außer uns niemanden, der das tragen kann“, sagt sein Bruder.
Sie können das tragen wie niemand sonst, sagen sie, auch in ihrem Alter. Wie alt sie sind, das brauche aber nicht in der Zeitung stehen. „Wer uns vor vielen Jahren schon bunt durch die Stadt hat laufen sehen, kann ja nachrechnen“, sagen sie.
Im Internet findet man Fotos von ihnen, dazu Kommentare wie etwa: „Die beiden gehören zu München wie die Frauenkirche.“ Andere beschimpfen sie. Und viele berichten, dass die Brüder oft grantig seien und streiten würden – was diese wiederum abstreiten.
Aber vielleicht kommt der Eindruck auch daher, dass die beiden eine recht temperamentvolle Art haben. Ein bisserl Drama macht ja erst die Diva.
In ihrem Haus sollen sie aber zu viel Drama gemacht haben. „Uns erreichten Beschwerden von allen Mietern des Hauses über tägliche, massive Lärmbelästigungen“, sagt ein Sprecher des Vermieters.
Der wirft ihnen außerdem vor, dass die Öhlschlägers sowohl Nachbarn als auch Mitarbeiter des Eigentümers beschimpft, beleidigt und körperlich bedroht hätten. Mehrere Abmahnungen hätten nichts gebracht.
Das stimme absolut nicht, sagen die Zwillinge. „Es gibt eine alte Frau, die unter uns wohnt und sich beschwert hat“, sagen sie. Aber selbst mit der würden sie nun wieder auskommen. Der Vermieter widerspricht dem – und hat bisher auch alle Gerichte überzeugt. Deswegen sehen die Öhlschläger-Brüder langsam ein, dass sie raus müssen.
Wohin sie dann gehen, wissen sie noch nicht. Geld haben sie nicht so viel. Christian Öhlschläger leidet an den Spätfolgen eines Tumors im Kopf, erzählt er. Und auch sein Bruder sei nicht gesund, arbeiten sei schwierig.
Die beiden erhalten Hilfe zum Lebensunterhalt. Gleichzeitig suchen sie nach Engagements im künstlerischen Bereich.
Nach einer neuen Wohnung haben sie schon geschaut. Doch der Münchner Wohnungsmarkt ist hart. Er habe es schon dutzendfach probiert, sagt Christian Öhlschläger, und sich immer wieder auf Wohnungsangebote gemeldet.
Aber ihre ausgefallene Erscheinung macht es den Brüdern wohl nicht leichter. „Die Vermieter wollen dann nur Frauen oder nur Jüngere oder sonstwas, aber nicht zwei so Papageien wie uns.“
Doch die Brüder hoffen, dass sich doch noch jemand findet, der ihre Extravaganz mag und ihnen eine Wohnung vermietet.
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