Der Trend bei zu hohen Mieten: Hotel Mama

MÜNCHEN - Bei Mama ist es doch am schönsten: Junge Münchner wohnen immer länger zu Hause. Hohe Mieten und ein gewisser Lebensstil halten sie bei den Eltern. Dabei stagnieren derzeit die Wohnpreise – noch.
Münchner und Italiener werden sich immer ähnlicher. Nicht nur in ihren Essgewohnheiten, auch in ihrem Lebensstil. So wohnen junge Leute immer öfter im Hotel Mama. „Viele junge Menschen bleiben bei den Eltern, weil die Mieten hoch und die wirtschaftliche Situation ungewiss ist“, sagt Stephan Kippes vom Verband der Immobilienmakler Deutschland. Dabei stagnieren die Mieten in München derzeit sogar – „wenn auch auf einem hohen Niveau“, sagt Kippes.
Wie im Frühjahr 2009 liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis einer Wohnung bei 13 Euro. Zum Vergleich: In Gesamtdeutschland kostet eine Wohnung nur halb so viel: 6,31 Euro pro Quadratmeter. So billig ist kein Viertel Münchens: Sogar im Hasenbergl oder in Neuperlach liegt der Preis bei 9,25 Euro bis 9,50 Euro. Teure Viertel sind Ludwig- und Isarvorstadt, Au-Haidhausen, Nymphenburg oder Schwabing, wo die Mietpreise bei 13 Euro pro Quadratmeter starten. Besonders teuer: Die Maxvorstadt mit 13,50 Euro und Alt-Bogenhausen mit 13,60 Euro. Spitzenreiter sind die Altstadt und das Lehel mit 13,85 Euro.
Nicht nur die hohen Mietpreise halten junge Menschen länger bei den Eltern. Die recht hohen Ansprüche seien ein weiterer Grund, meint Kippes. Ein Bad, das zehn Jahre nicht renoviert wurde, ist ein Manko. Neben einer Top-Ausstattung fordern immer mehr Azubis, Studenten und Berufsanfänger auch eine gute Anbindung zu öffentlichen Verkehrsmitteln. „Mit dem Radl bis zur U-Bahn wollen weniger fahren.“ Die gestiegenen Sprit- und MVV-Preise dürften ein weiterer Grund sein, zentrumsnah wohnen zu wollen – oder eben im Hotel Mama das Geld gleich ganz einzusparen.
Wohnungen für junge Leute gibt es in München durchaus ausreichend. „Lange Schlangen bei Besichtigungen haben wir nicht mehr“, sagt Kippes. In vier bis sechs Wochen könne jeder Zuagroaste eine Wohnung finden.
Neben jungen Menschen sind es vor allem Familien, die weniger auf Wohnungssuche gehen. Sie halten auch mit dem zweiten oder dritten Kind häufig an der Dreizimmerwohnung fest. „Was anderes können sie sich nicht leisten“, sagt Kippes. Viele ziehen deshalb an den Stadtrand. „Die Nachfrage bei Reihenhäusern ist gestiegen. Ein solches kostet in Olching ja soviel wie eine Drei- oder Vier-Zimmerwohnung in München.“
Die Eltern pendeln dann zur Arbeit, um Kosten zu sparen. Dabei dürften die Preise im Umland anziehen. In Dachau und Pfaffenhofen sowie im südwestlichen Speckgürtel Münchens wurden viele Baugenehmigungen erteilt. Ein Indiz für die steigende Nachfrage.
In der Stadt wird die Nachfrage laut Kippes spätestens in einem Jahr steigen. Wenn die Wirtschaft anzieht, wagen viele, in bessere Wohnungen umzuziehen. „Es könnte zu kurzfristigen Engpässen kommen“, sagt Kippes. Zugleich dürften die Mietpreise anziehen – von bis zu 20 Prozent sprechen andere Immobilienverbände. Heiß begehrt dürften Dachgeschosswohnungen bleiben. Und ein neuer Trend zeichnet sich ab: Erdgeschosswohnungen mit Garten. Kippes: „Für Familien die städtische Alternative zum Reihenhaus.“
Anne Kathrin Koophamel