Der Todessprung in die Isar
MÜNCHEN - Nach einem Besuch in Biergarten sprangen am Samstagnachmittag bei Unterföhring in die Isar. Sebastian W. (26) wurde wenig später tot an Land gespült, sein Freund Sebastian S. (30) wird noch immer vermisst. Die rettungskräfte gehen davon aus, dass die leiche in der Wasserwalze der Wehranlage unterhalb der Mollbrucke festhängt.
Mit Donnergrollen schießt die Isar über die Wehranlage unterhalb der Mollbrücke in Unterföhring. Ein mannsgroßer Baumstamm treibt in den eiskalten Fluten, wird von der Strömung immer wieder zurück in die Wasserwalze gezogen und runter gedrückt. Hier starb am Samstagnachmittag Sebastian W. (26). Sein Freund Sebastian S. (30) wird vermisst. Die jungen Männer waren nach einem Besuch im Biergarten Hirschau ins Wasser gesprungen, um sich zu erfrischen.
Freunde haben inzwischen Blumen und Kerzen an der Unglücksstelle niedergelegt. Nur ein paar Meter weiter lagen gestern bereits wieder Badegäste in der Sonne, Kinder spielten im seichten Wasser.
Genau dort, wo auch Sebastian W. und Sebastian S. vor vielen Jahren im Wasser plantschten. Sie sind gemeinsam aufgewachsen. „Sie waren sehr gute Freunde, schon seit der Schule“, erzählt Walter W., Sebastians Vater. „Eigentlich wollten sie nach dem Biergarten an den Karlsfelder See. Dann haben sie sich für Unterföhring entschieden.“ Die zwei sprangen in die Fluten, W.s Freundin Martina M. schaute zu. „In das kalte Wasser geh’ ich nicht, hat sie gesagt“, erzählt Walter W.. Vor den Augen der 27-Jährigen wurden ihr Freund und sein Spezl von der Strömung unter Wasser gerissen. Martina M. zog mit Hilfe von Passanten den leblosen Körper ihres Freundes aus dem Wasser. „Sie kann nicht begreifen, was passiert ist“, sagt Walter W. Ein Notarzt und Sanitäter versuchten, den 26-Jährigen wiederzubeleben, doch die Hilfe kam zu spät. Sebastian W. starb, ohne das Bewusstsein wiederzuerlangen. Im September hätte er eine Lehre als Immobilienfachwirt begonnen.
Sebastian S. ist dagegen bis jetzt verschollen. Die Rettungskräfte haben stundenlang nach ihm gesucht. Auch gestern kreiste immer wieder ein Polizeihubschrauber über der Isar. Doch der Fluss hat den Toten bisher nicht wieder freigegeben. Sebastian S. war Handwerker bei der Stadt München. Er trainierte bis vor kurzem die A-Jugend des FC Unterföhring. 2003 musste er seine eigene Fußballkarriere nach mehreren Kreuzbandrissen an den Nagel hängen.
Christoph Landsgesell, Ralph Hub
- Themen: