Der Stress-Mythos

Mediziner-Kongress im Rechts der Isar: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Krebs und Stress. Psychotherapie kann den Patienten helfen. Kostenlose Beratung für Patienten.
von  Abendzeitung
Wer sehr gestresst ist, kann gesundheitliche Probleme bekommen, aber zu Krebs führt Dauerbelastung nicht.
Wer sehr gestresst ist, kann gesundheitliche Probleme bekommen, aber zu Krebs führt Dauerbelastung nicht. © imago

Mediziner-Kongress im Rechts der Isar: Es gibt keinen Zusammenhang zwischen Krebs und Stress. Psychotherapie kann den Patienten helfen. Kostenlose Beratung für Patienten.

MÜNCHEN Stress verursacht Krebs – das ist ein weit verbreiteter Irrglaube. „Es gibt keinen speziellen Stress, der Krebs verursacht. Das belegen jüngere Studien“, sagt Psychoonkologe Peter Herschbach. Für Patienten ist diese Info extrem wichtig. „Oft plagen sie Schuldgefühle, weil sie meinen, ihr stressiger Lebensstil sei Ursache der Erkrankung“.

60 000 Menschen erkranken jährlich in Bayern an Krebs. Die Diagnose stürzt die Betroffenen oft in eine tiefe Krise. In vielen Fällen benötigen sie daher auch psychotherapeutische Hilfe. Das ist Bestandteil der Psychoonkologie, einer Form der Psychotherapie, die sich zum Ziel gesetzt hat, die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.

Ab heute bis Sonntag diskutieren Experten auf der 7. Tagung der Arbeitsgemeinschaft für Psychoonkologie am Klinikum rechts der Isar über das Thema. „In der Forschung hat man lange gehofft, dass seelische Faktoren Einfluss auf den Verlauf der Krankheit haben. Doch dafür gibt es laut Herschbach keine Beweise. „Viele Patienten können Sprüche wie ,Denk doch positiv’ nicht mehr hören. Das setzt sie nur unter Stress“, sagt er.

Gleich nach der Diagnose zum Therapeuten

Eine generelle Regel, wie Betroffene auf Krebs reagieren sollen, gibt es nicht. „Wir wünschen uns, dass Patienten schon einige Tage nach der Diagnose mit einem Psychoonkologen sprechen können. Aber derzeit ist das noch nicht möglich“, sagt Pia Heußner, Leiterin der Psychoonkologie am Universitätsklinikum München-Großhadern. Nur so kann festgestellt werden, ob die Patienten psychotherapeutische Unterstützung benötigen. Das Angebot reicht von kurzen Gesprächen und Gesprächs-, Musik-, und Bewegungstherapien zu autogenem Training und Qi Gong.

Etwa ein Drittel aller Krebspatienten gilt als betreuungsbedürftig. Doch nur Patienten, bei denen eine psychische Störung festgestellt wurde, bekommen die psychoonkologische Betreuung als Kassenleistung. „Viele Krebspatienten sind nicht psychisch gestört, aber massiv psychisch belastet“, sagt Herschbach. „Auch diese sollten die Möglichkeit zur Betreuung erhalten.“

Auch Angehörige brauchen Betreuung

Eine Ausnahme sind da die bayerischen Unikliniken München-Großhadern, München rechts der Isar, Regensburg, Erlangen und Würzburg. Dort werden Krebspatienten und ihre Angehörigen in den Ambulanzen kostenlos beraten. Denn auch für Angehörige ist Betreuung wichtig. „Ihnen geht es oft schlechter als den Patienten“, sagt Herschbach.

Verena Duregger

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