Der Spion mit dem Sportwagen-Tick
Berufssoldat Harald S. soll geheime Handbücher über Militärhubschrauber an den russischen Geheimdienst verkauft haben. Die Anklage glaubt, dass er sich so seine teuren Hobbys finanzierte
München - Lamborghini, Porsche, Corvette – Harald S. (54) liebt schnelle Autos. Wird ihm das kostspielige Hobby jetzt zum Verhängnis? Der österreichische Berufssoldat soll für den russischen Geheimdienst SVR spioniert und dafür kassiert haben. Er ist wegen geheimdienstlicher Agententätigkeit beim Oberlandesgericht angeklagt.
Harald S. soll laut Anklage als Mittelsmann zwischen den russischen Spionen und dem bereits verurteilten Komplizen Werner G. (11 Monate auf Bewährung) bei Eurocopter in Ottobrunn fungiert haben. Er habe unter anderem Bedienungs- und Trainingshandbücher von Hubschraubertypen und Rettungswinden, aber auch Messgeräte oder Enteisungsflüssigkeit von Werner G. gekauft und an die Agenten mit Gewinn weiter verkauft – glaubt die Generalbundesanwaltschaft.
Dabei ist der kleine Mann mit den schwarzen Haaren, der sich da gestern unauffällig in den Gerichtsaal schiebt, als Erscheinung von James Bond meilenweit entfernt. Doch so unscheinbar und biedermännisch der Vizeleutnant der österreichischen Armee daherkommt, seine große Leidenschaft für Autos und Flugzeuge passt nicht zu seinem Beamten-Image. Und seinem Nettolohn. 1900 Euro seien ihm von seinem Beamtengehalt als Hubschrauber-Wart und Bordtechniker geblieben, erklärt er gestern.
Allein die Rate für sein Haus, das noch mit 230000 Euro belastet ist, beträgt 1400 Euro. Er habe aber in der für die Taten relevanten Zeit von 1997 bis 2002 eine lukrative Nebentätigkeit als Handelsvertreter für Kleinflugzeuge ausgeübt. Harald S.: „Das brachte um die 25000 Schilling (also etwa 1800 Euro) im Monat.“ Davon will er seine Hobbys bezahlt haben. Dass ihm russische Agenten 10500 Dollar für seine Dienste und Waren überreicht haben, davon will er offenbar nichts wissen.
Die Vorwürfe lässt er zunächst unkommentiert. Nur zu seine persönlichen Verhältnissen gibt er bereitwillig Auskunft: Seine zwei Töchter, seine Frau haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten wenig von ihm wenig gehabt, gibt er zu. Erst war er anderthalb Jahre mit dem Hausbau in Oberösterreich beschäftigt. dann verzog er sich in die Garage. Dort baute er Ultralight-Flugzeuge zusammen, flog sie eine Weile, verkaufte sie dann, um wieder ein neues basteln zu können. „Ich bin ein Autonarr“, sagt er zu seinem zweiten großen Hobby. 1999 kaufte er in München einen Lamborghini, fährt ihn zu Schrott und kauft einen neuen. Zuvor war er in einer Corvette und einem Mercedes der S-Klasse unterwegs, danach im Porsche.
Doch irgendwann gehen ihm die Mittel aus. Heute muss ein 12 Jahre alter BMW erreichen. In Österreich wurde das Verfahren gegen ihn eingestellt. Wegen Verjährung. Disziplinarisch wurde er aber bestraft und in eine Transportkompnie versetzt. „Wenn das Gericht mich hier verurteilt, wird mir zu 95 Prozent gekündigt“, sagt der Angeklagte. In der heimischen Presse beteuerte Harald S. stets seine Unschuld. Das Thema klang auch gestern einmal kurz an: „Ich bin psychisch angeschlagen. Ich kämpfe um Gerechtigkeit.“ Ein Geständnis hört sich anders an.
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