Der Spion, der ihn liebte
MÜNCHEN - Ein ehemaliger Spion des Bundesnachrichtendienstes (BND) und sein Geliebter aus dem Kosovo müssen sich wegen Geheimnisverrats in München vor Gericht verantworten.
Die Ereignisse, die sich laut Ermittlungen der Bundesanwaltschaft 2005 bis 2008 beim Bundesnachrichtendienst (BND) im Kosovo zugetragen haben, lesen sich wie ein Drehbuch für einen Agentenfilm: Spionage, Betrug und eine Affäre. Die Vorwürfe treffen zwei Männer, deren Wege sich 2005 in der Kosovo-Hauptstadt Pristina kreuzten, Anton Robert K. und Murat A.
Der 42-jährige Oberstleutnant K. war zu dem Zeitpunkt bereits langjähriger Mitarbeiter des BND, seit Anfang des Jahres wurde er in Pristina eingesetzt. Im Juni 2005 erhielt K. die Erlaubnis, den 29 Jahre alten Mazedonier A. als Übersetzer anzustellen. Laut den Ermittlern unterhielten die beiden Männer zu diesem Zeitpunkt bereits eine intime Beziehung. 2007 sei A. in die Dienstwohnung von K. eingezogen.
In dieser Zeit verschaffte K. seinem Geliebten laut Bundesanwaltschaft Zugang zu Staatsgeheimnissen – unter anderem zu geheimen Informationen eines Partnerdienstes des BND sowie zu Informationen über geheime Strukturen des Nachrichtendienstes. Der Soldat im diplomatischen Dienst muss sich deshalb heute ab 9 Uhr vorm Staatsschutzsenat des Oberlandesgerichts München wegen des Offenbarens von Staatsgeheimnissen verantworten.
A. plante, als inoffizieller Mitarbeiter eines ausländischen Geheimdienstes, der zudem über Kontakte zur organisierten Kriminalität vor Ort verfügte, laut den Ermittlungen, die geheimen Infos seinerseits weiterzugeben. Er muss sich in München nun gegen den Vorwurf des Auskundschaftens von Staatsgeheimnissen verteidigen.
Laut Bundesanwaltschaft war der BND aufgrund des Vorgehens der beiden Männer gezwungen, den Kontakt zu mindestens 19 Informanten abzubrechen und seine Kosovo-Berichterstattung gegenüber Regierungsstellen zu reduzieren. Daraus sei, wie es heißt, ein erhebliches Sicherheitsrisiko für die Bundesrepublik entstanden.