Der Sommer in der Stadt ist zu Ende: Löchrige Erfolgsbilanz

München - Ein jeder Münchner Schausteller hat irgendwas verkauft. Den Schmuck, das Auto, eine Maschine. Jeder hat einen Kredit aufgenommen, manche in Millionen Höhe. Alles, um sich die vergangenen eineinhalb Jahre, in denen keine Volksfeste, keine Wiesn und kaum Märkte stattfanden, irgendwie zu finanzieren.
So erzählt es Yvonne Heckl, die Sprecherin der Münchner Schausteller. Schon 2020 organisierte die Stadt deshalb als Ersatz den "Sommer in der Stadt". Statt bloß auf der Theresienwiese bauten die Schausteller ihre Buden und Fahrgeschäfte verteilt in der Stadt auf. Weil das Konzept- zumindest laut der Stadt - ein großer Erfolg war und weil es auch heuer keine Volksfeste gab, wurde das Ganze auf der Theresienwiese, dem Olympiapark und dem Königsplatz wiederholt.
"Begeisterung" über die Münchner Sommerangebote
Und nun ist der Sommer in der Stadt schon wieder vorbei. Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner (CSU) zieht erneut eine positive Bilanz: "Einheimische und Gäste haben die Angebote mit Begeisterung wahrgenommen."
Es sei gelungen, insbesondere für diejenigen etwas auf die Beine zu stellen, die daheim bleiben mussten, weil sich keinen Urlaub leisten konnten. Die Angebote der Schausteller seien gut angenommen worden. Zahlen, wie viele Besucher tatsächlich kamen, nennt Baumgärtner allerdings nicht. Diese würden nicht erfasst, vom Gefühl her seien es aber mehr gewesen als im Vorjahr, sagt er. "Vielleicht etwas weniger Münchner, dafür wieder mehr Touristen."
Ähnlich äußert sich Schausteller-Sprecherin Heckl, die aber ebenfalls nicht konkret beziffern kann oder will, wie viel Umsatz die Betriebe machten oder wie groß der Andrang wirklich war. Sie sagt: "Komplett über die Einnahmeverluste in einem Jahr ohne Volksfester und Wiesn können drei Wochen nicht hinweghelfen." Aber zumindest, meint sie, konnten die Schausteller endlich mal wieder selbst Geld verdienen und waren nicht auf Kredite und Fördergelder angewiesen."
Schausteller lehnen Verlängerung ab
Doch lief der Sommer in der Stadt wirklich so rosig? Schließlich hatte die CSU vergangene Woche noch den Vorschlag gemacht, den "Sommer in der Stadt" zumindest bist zum Ende der Ferien zu verlängern. Eine gute Gelegenheit, Geld zu verdienen, könnte man meinen. Doch dann lehnten dies die Schausteller ab.
War der Sommer in der Stadt am Ende doch ein großes Draufzahlgeschäft, Karussells aufzubauen, weil die Münchner lieber endlich mal wieder in den Urlaub fuhren, anstatt sich daheim ins Riesenrad zu setzen?
Baumgärtner und Heckl verneinen dies. Grund, die Veranstaltung nicht zu verlängern, sei vielmehr die Corona-Entwicklung gewesen, so schildern es die beiden. Es sei abzusehen gewesen, dass die Infektionszahlen in München steigen, sagt Heckl. "Dann sind umfangreichere Kontrollen, ob jemand geimpft, genesen oder getestet ist, notwendig." Das bedeutet mehr Personal, das kostet mehr Geld. Und dieses wollten weder die Stadt noch die Schausteller bezahlen.
"Sommer in der Stadt" soll festes Format werden
600.000 Euro habe die Stadt für die Veranstaltung ausgegeben. Mehr sei momentan in Zeiten knapper Haushaltskassen nicht möglich gewesen, so Baumgärtner.
Den Sommer in der Stadt will der Wirtschaftsreferent als festes Format behalten - auch, wenn er sich sicher ist, dass nächstes Jahr wieder eine Wiesn stattfindet.
Er könne sich deshalb vorstellen, dass der Sommer in der Stadt in Zukunft mehr ais kulturellen Veranstaltungen besteht und weniger aus Buden und Karusells. Dass die Theresienwiese allerdings weiterhin so intensiv genutzt wird wie während Corona, lehnt Baumgärtner ab: "Schließlich leben in der Gegend auch Tausende Anwohner."