Der Silberstreif am Horizont: Die Münchner werden immer älter

In München werden in 20 Jahren rund 40 Prozent mehr Hochbetagte leben – aber wie können diese Menschen versorgt werden? Ist München dafür gerüstet? Wie steht es zum Beispiel um die Infrastruktur für Pflegebedürftige?
von  Abendzeitung
Die Lebenserwartung steigt – und die Alten werden älter. Nicht jeder hat das Glück, als Rentner fit
Die Lebenserwartung steigt – und die Alten werden älter. Nicht jeder hat das Glück, als Rentner fit © dpa

In München werden in 20 Jahren rund 40 Prozent mehr Hochbetagte leben – aber wie können diese Menschen versorgt werden? Ist München dafür gerüstet? Wie steht es zum Beispiel um die Infrastruktur für Pflegebedürftige?

MÜNCHEN Keine Altersgruppe wird in den nächsten zwei Jahrzehnten prozentual so stark wachsen wie die Hochbetagten. Das hat die jüngste Bevölkerungsprognose des Planungsreferat ergeben (AZ berichtete). Bis zum Jahr 2030 werden 38,8 Prozent mehr Senioren in der Stadt leben, die über 74 sind. Ein gewaltiger Anstieg.

Nach Angaben des Statistischen Amts sind aktuell rund 102500 Menschen in diesem Alter. In 20 Jahren werden es rund 38000 mehr sein. Etwa jeder elfte Münchner ist dann 75plus. Ist München dafür gerüstet? Wie steht es zum Beispiel um die Infrastruktur für Pflegebedürftige?

Die Lage hat sich verändert. Vor etwa fünf Jahren waren die Altenheimplätze noch knapp. Doch inzwischen gibt es sogar einen Überschuss. Die aktuellste Zahl dazu stammt aus der „Bedarfsplanung“, die heuer beschlossen wurde: Demnach waren zuletzt 750 der insgesamt 6700 stationären Pflegeplätze in München frei. „Der Bedarf ist weniger stark gestiegen, als man gedacht hätte“, sagt Caritas-Geschäftsführer Norbert Huber. Die Gründe: Viele Münchner belegen Plätze im Umland. Viele lassen sich daheim versorgen – auch von osteuropäischen Kräften. Und außerdem ist das Angebot bei den alternativen Wohnformen größer geworden.

Aktuell sind rund 25000 Menschen in der Stadt pflegebedürftig. Das Sozialreferat geht davon aus, dass bis in zehn Jahren noch 500 zusätzliche Pflegeplätze gebraucht werden. „Ein Versorgungsproblem im stationären Bereich sehen wir momentan noch nicht“, sagt Sozialreferentin Brigitte Meier. Was sich aber verändern müsse, sei das ganze Feld der ambulanten, häuslichen Versorgung.

Nochmal 500 Plätze sollen bis 2020 durch alternative Wohnformen gedeckt werden, wie zum Beispiel WGs. Denn der Trend ist klar: „Die Menschen wollen länger zu Hause leben können“, sagt Sozialreferentin Brigitte Meier. „Die Leute gehen im Prinzip zum Sterben ins Heim.“ Die Verweildauer der einzelnen Bewohner ist deshalb oft nur noch kurz. Und die Menschen, die länger blieben, hätten oft gerontopsychiatrische Erkrankungen, wie Demenz. „Deswegen müssen die Heime sich künftig spezialisieren.“

Die Zukunft liegt für die Sozialreferentin vor allem auch in Projekten wie „Wohnen im Viertel“. Dabei ermöglicht die städtische Wohnungsbaugesellschaft Gewofag Senioren, in ihrer eigenen Wohnung zu bleiben – und trotzdem Versorgungssicherheit im Notfall zu haben.

Im Dezember startet in München ein neues Angebot: In vier Modellregionen wird es „präventive Hausbesuche für ältere Menschen“ geben. Ein Drittel aller Münchner über 75 lebt allein. Jetzt organisieren unterschiedliche Träger, dass jemand zu ihnen nachhause kommt und nach dem Rechten sieht.J. Lenders

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