Der schrille Clown mag's eher ruhig
Es ist schon komisch, aber so gut wie alle Clowns waren in ihrem eigentlichen Leben eher still und zurückhaltend. Bei mir ist das genauso. Baby Bubble bin ich nur am Wochenende für ein, zwei Stunden auf der Bühne. Aber ich habe keine Ambitionen, als verkleidete Tante durch die Gegend zu laufen. Ich bin absolut kein schriller Mensch. Wenn ich privat in eine Kneipe gehe, dann setze ich mich hin und trinke ganz ruhig mein Bier.
Ich treffe mich gerne mit Freunden, um die Batterien wieder aufzuladen. Wir gehen dann zum Beispiel ins Kraftakt in der Thalkirchner Straße. Mittwochs kostet das Bier da nur 1,50 Euro. Aber wir gehen da nicht wegen des billigen Biers hin, sondern weil die Leute einfach passen. Und danach ziehen wir noch weiter, in den Ochsengarten oder ins Rendezvous in der Müllerstraße. Die haben sich da aus ein paar Euro-Paletten eine kleine Bühne gezimmert, da bin ich auch schon aufgetreten.
Ich mag so Lokale mit kleinen Bühnen eigentlich lieber. Da ist es viel gemütlicher als in einem großen Theater, wo die Leute dann sechs bis acht Meter von einem entfernt sind. Heute Abend habe ich zum Beispiel einen Auftritt im Weyprechthof in der Max-Liebermann-Straße im Münchner Norden. Da gehe ich auch so ganz gerne hin, meistens donnerstags, weil da gibt es dort immer einen Ochsen am Spieß, wie auf der Wiesn.
Ich gehe auch gerne ins Dürnbräu im Tal zum Essen, das ist eine ganz alte Spaten-Wirtschaft. Aber ich bin nicht so ein knorriger Münchner, der immer unbedingt seine Kalbsbries-Milzwurst haben muss. Ich gehe auch gerne griechisch oder italienisch essen, zum Beispiel in die Taverne Anti in der Jahnstraße. Das ist noch ein recht ursprüngliches Lokal, da ist nicht alles wie geleckt. Man sollte dort vielleicht nicht unbedingt mit dem Finger testen, ob auf dem Türrahmen Staub liegt. Aber ich bin da eher unkompliziert.
Was ich dagegen gar nicht mag, sind diese ganzen Schickimicki-Italiener, wo die Gnocchi 17,50 Euro kosten, nur weil sie ein bisschen in Salbeibutter geschwenkt worden sind. Da lobe ich mir doch ein paar ehrliche Spaghetti mit Fleischsoße.
Ansonsten mache ich in meiner Freizeit nicht viel. Um die Kostüme kümmern sich Kollegen, ich kann nicht einmal ordentlich einen Knopf annähen. Aber ich bin trotzdem ganz gut ausgelastet. Ich muss Flyer verteilen, Verträge machen und die Bahnverbindungen raussuchen. Im süddeutschen Raum habe ich nämlich recht wenig Auftritte. Das hat sich total gewandelt. Mittlerweile passiert ganz viel im Osten oder im Ruhrgebiet. Bei den ganzen Herrensitzungen im Karneval, da mögen sie diesen deftigen Humor. Und in München selbst ist es mit der Kleinkunst halt nicht ganz einfach. Plakate kleben darf man nicht, Zeitungsinserate sind zu teuer, deswegen hat man immer das Risiko, dass der Saal leer und man auf seinen Kosten sitzen bleibt.
Aber auch, wenn ich in München nicht mehr so oft auftrete, ich glaube, ich bin trotzdem noch recht bekannt. Wenn man wie ich seit 28 Jahren als Travestiekünstler unterwegs ist, auf jedem Straßenfest dabei war und auch mal auf dem CSD, da erkennen einen die Menschen schon, zumindest die Figur Baby Bubble. Ob den Leuten dann alles gefällt, was ich mache, das ist natürlich eine ganz andere Geschichte.
Protokoll: Florian Zick